Ein Witz und einige Gedanken über Kriterien zur Bewertung von CBT - Materialien

 

In einem Vorbereitungsgespräch zu unserem CBT - Seminar (Prof. Mühlbacher, Prof. Schauer, Prof. Buchberger) habe ich doch eher leichtfertig zugesagt, daß ich jene Kriterien, die in Österreich für die Qualitätsbeurteilung ("Approbation") von Schulbüchern durch ein Bundesgesetz ("Schulorganisationsgesetz") verordnet sind, für unsere Arbeiten (Erstellen von Qualitätsgütekriterien für CBT - Materialien) darstellen werde. Damit sollte - ohne Ihr Kreativitätspotential zu beschränken - ein gewisser Diskussionsanker geworfen werden. Es war in mehrfacher Hinsicht leichtsinnig von mir.

 Im Grübeln, wie ich dieses Versprechen einlösen könnte, ist mir dann plötzlich der Witz vom Betrunkenen eingefallen, der spätnächtens im Schein einer Straßenlaterne nach seinem verlorenen Schlüssel sucht. Ein hilfsbereiter Nachtschwärmer versucht ihm bei der Suche zu helfen - vergebens. Auf die Frage, wo er denn den Schlüssel verloren haben könne, antwortet der Betrunkene, daß dies etwa 200 Meter entfernt sein müsse. Auf die Frage, warum er denn dann im Schein der Laterne suche, antwortet der Betrunkene, weil es hier unter der Lampe eben hell wäre.

 Nach österreichischem Gesetz dienen Schulbücher der Festigung und Sicherung des Unterrichtertrags. SchülerInnen/Lernende sollen also über schriftliches Material/Texte die Möglichkeit erhalten, im Unterricht Erarbeitetes selbständig zu üben (in moderner Rethorik: zu trainieren). Wesentliches Kriterium für die Approbation eines Schulbuchs ist dessen "sachliche Richtigkeit". Im weiteren lassen sich noch Kriterien wie Anschaulichkeit oder Altersgemäßheit festmachen. In jedem Fall aber wird durch die Aufgabe, die Schulbüchern amtlich zugeschrieben wird, der Lernprozess halbiert: Aneignen/Erarbeiten mit einem Lehrenden, Üben, Festigen und Transferieren über das schriftliche Material.

Habe ich etwa unter einer schlecht leuchtenden Straßenlaterne gesucht - um des Suchens willen?

Ein zweiter Versuch: Im Web finde ich rasch einige "Kriterienkataloge" zur Bewertung der Qualität von multimedial aufbereiteten (Bildungs-?? und Trainingsmaterialien). Die Menge mag mich beeindrucken - nur: die Straßenlampe leuchtet hell, es blendet fast und ich weiß nicht mehr so recht, was ich suchen wollte. Waren es nicht Bewertungskriterien für CB - Materialien für (selbstgesteuertes) Lernen?

 Ein dritter Versuch einer Annäherung: CBT - Materialien werden, wie deren AutorInnen fast beschwörend versichern wollen, mit der Absicht erstellt, Lernen effektiver wie effizienter zu machen. Die Begriffe Lernen (und Problemlösen) und Lernförderung durch/über diese Materialien bilden somit eine zentrale Kategorie. Nur: welche Lernmodelle bzw. didaktischen Modelle einer optimalen Lernförderung werden den CBT - Materialien zugrundegelegt? Sind es wirklich nur "Laientheorien" ("implicit theories") lernpsychologischer wie didaktischer Art (die mitunter hinter J.A.Comenius Einsichten aus dem 17. Jahrhundert zurückbleiben)? Welche Rolle spielen kognitionspsychologische oder motivationspsychologische Erklärungsmodelle bzw. Veränderungswissen? Durchaus naiv frage ich in der Folge mit einigen Gedankensplittern nach, wie CBT - Materialien zumindest Ansprüchen einer Vulgärdidaktik nachkommen mögen:

Weiß ich jetzt, was ich wo suchen will und kann, aber ist es nicht erschreckend finster?

Ich hoffe und wünsche, dass wir in unserer gemeinsamen Arbeit im CBT - Seminar dahin kommen, daß wir Problemräume für effektive CBT - Materialien über die gemeinsame Suche nach Kriterien besser als bislang bestimmen können, und zu Annäherungen an Problemlösungen kommen können.

 

Friedrich Buchberger

 

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