Einleitung
Die nachfolgenden Qualitätkriterien wurden anhand des JavaScript-Kurses von cbt systems zusammengestellt. Als Anregungen dienten dabei die in der Präsenzveranstaltung der Universität Zürich erarbeiteten Kriterien (Vorlesung: "Cognitive Systems Engineering: Partizipative Entwicklung und Evaluation von Mensch-Computer-Schnittstellen"), die Hinweise von Friedrich Buchberger, sowie eigene Wünsche und Anforderungen an Lernsoftware. Die Kriterien wurden zuerst brainstormartig zusammengetragen und dann gruppiert und unter einigen Kategorien stichwortartig zusammengefasst. Die Zuteilung der Kriterien zu einer Kategorie sind z.T. nicht eindeutig, überschneiden sich und könnten sicherlich auch anders erfolgen. Grundsätzlich wurde versucht, die Beurteilungsdimensionen nach inhaltlichen, formalen und didaktischen (CBT-spezifischen) Gesichtspunkten zu trennen.Der verfügbare JavaScript-Kurs stellt eine Demoversion mit lediglich einem Kursmodul (Language Structures) und reduziertem Funktionsumfang dar, so dass einige Beurteilungskriterien nicht auf den Kurs anwendbar sind und einige Kritikpunkte beim Vorliegen der Vollversion wohl gegenstandslos würden. Ausserdem war kein Manual verfügbar, welches allenfalls zusätzliche Informationen gebracht hätte (z.B. Zielgruppe des Kurses, weiterführende Lernmöglichkeiten, Systemvoraussetzungen etc.).
Beurteilung des JavaScript-Kurses
InhaltIm vorliegenden Kurs wird keine spezifische Zielgruppe angesprochen.
Somit ist nicht klar, auf welchem Niveau sich der Kurs befindet, ob er
für Anfänger ebenso wie für Informatikprofis geeignet ist.
Es lässt sich daher kaum beurteilen, ob der Kurs sein (nichtgemachtes)
Versprechen einlöst und inhaltlich auf die Zielgruppe abgestimmt
ist. Zu Beginn eines Lernmoduls werden jedoch kurz die Lernziele
angesprochen, was einem eine Abschätzung des Anspruchniveaus erlaubt.
Zum Umfang des Kurses werden keine Angaben gemacht. Vermutlich wäre
dieser in der Vollversion jedoch in der "Course-Map" (Einstiegs- und Hauptnavigationsseite)
ersichtlich. Wünschenswert wäre, dass auch eine Demoversion den
Umfang der Vollversion darlegt. Sprachliche oder inhaltliche Fehler
sollten nicht vorkommen, da dies die "Glaubwürdigkeit" des vermittelten
Stoffes stark vermindert. Da wohl kein Lehrmittel einen Stoff wirklich
erschöpfend abhandelt, wären Informationen zu weiterführenden
Lernmöglichkeiten willkommen (Literaturverzeichnis, WWW-Links
etc.).
Technisches / Software engineering
Die Installation des JavaScript-Kurses verläuft auch ohne Manual problemlos und lässt sich mit wenigen Angaben bewerkstelligen. Leider ist keine automatisierte Deinstallation vorgesehen, welche die unzähligen Einträge in den Initialisierungsdateien wieder entfernt. Die Systemvoraussetzungen werden nicht expliziert. Diese erwarte ich jedoch im Manual und vertraue darauf, dass die Installationsroutine mich warnt, falls mein Computer gewisse Voraussetzungen nicht erfüllt. Eine Mehrfachbenutzung des Kurses scheint nicht vorgesehen. Mann kann sich zwar mit verschiedenen Namen registrieren, diese spielen im Kurs selber aber keine Rolle mehr und implizieren keine Benutzerspezifität.Kriterien wie Robustheit, Performance und Kompatibilität konnten nur oberflächlich beurteilt werden. Ein "Klavierspiel" auf der Tastatur löste keinen Absturz aus und die Performance war auch auf meinem 486-50DX2 ausreichend. Der Kurs sollte auf verschiedenen Plattformen lauffähig sein (Win 3.x, 95, NT, DOS-Shell).
Ergonomie / GUI-Design
Der Aufbau des GUI ist weitgehend selbsterklärend und übersichtlich gestaltet. Als Einstiegsseite dient eine Navigationskarte, die die verschiedenen Lernmodule auflistet. Die einzelnen Lernmodule sind direkt anwählbar. Inhalt und Navigationselemente sind gut unterscheidbar und es ist jederzeit ersichtlich, an welcher Stelle man sich im Kurs befindet (wieviel man vom aktuellen Lernmodul schon abgearbeitet und wieviel man noch zu erledigen hat). Der Ausstieg aus dem Lernprogramm ist jederzeit möglich, ein Abspeichern des erzielten Kursfortschrittes ist aber leider nicht möglich, so dass bei jedem Neustart wieder von vorne begonnen werden, resp. der Zwischenstand notiert werden muss. Die Bookmark-Funktion erlaubt einem nur gerade das setzten eines Bookmarks. Wünschenswert wäre eine editierbare und benutzerspezifische Bookmark-Liste.Die auf einer Seite dargebotene Informationsmenge ist gut überblickbar und es muss nicht gescrollt werden. Die Steuerung ist sowohl über Maus als auch über Tastatur möglich, wobei Default-Buttons nicht markiert sind. Vorallem im Testteil, wo Multiple-Choice-Aufgaben mit Radiobuttons und Checkboxes dargeboten werden, ist die Tastatursteuerung nicht konsequent implementiert (Tabulator-, Space- und Enter-Taste haben keine einheitliche Funktion). Die Attraktivität des GUI hält sich in Grenzen. Es werden keine Icons oder Metaphors verwendet, die Farbgebung ist einheitlich blau-grau, das Ganze wirkt etwas blass aber dafür eben auch aufgeräumt und übersichtlich. Der Kurs verfügt über eine kontextsensitive und druckbare Hilfe, welche die Funktionen der Navigationselemente erklärt.Medienadäquatheit
Der JavaScript-Kurs lotet die Möglichkeiten des Mediums Computer nur spärlich aus. Die Lerninhalte werden nur mit Text und Graphik vermittelt. Auf Animation und Audio wird ganz verzichtet. Der Text wird linear dargeboten und ist nicht als Hypertext-Dokument aufgebaut. Die Text- resp. Informationseinheiten, die pro 'Click' dargestellt werden, sind sehr spärlich. Die Graphiken dienen im wesentlichen dazu, den Text zu untermalen, und vermitteln wenig oder gar keine zusätzliche Information. In der Demoversion ist die Glossar-Funktion nicht zugänglich, elaboriertere Textsucheverfahren fehlen gänzlich. Der CBT-Kurs hat somit nebst den Nachteilen (Lesbarkeit, Transportierfähikeit) keine wesentlichen Vorteile gegenüber einem Buch. Auch der Test in Form von Multiple-Choice-Aufgaben und die vereinzelt eingestreuten Zwischenfragen liessen sich in einem konventionellen Lehrbuch realisieren. Die Interaktionsmöglichkeiten beschränken sich im wesentlichen auf Vor- und Zurückblättern.Didaktik / Motivation / Lernerfolg
Das Lerntempo im CBT-Kurs ist recht gemächlich und in kleinste Lerneinheiten aufgeteilt. Dies führt dazu, dass man praktisch für jeden neuen Satz auf den 'Continue-Button' klicken muss. Der Lerninhalt wird strikte linear dargeboten und passt sich nicht dem Benutzer an. Die (richtige oder falsche) Beantwortung der Zwischenfragen hat keinen Einfluss auf das Tempo oder den Fortgang des Kurses. Wünschbar wäre, dass je nach Benutzeranwort auf Kontrollfragen, Tempo und Inhalt des Lernstoffes an den Benutzer angepasst würden (z.B. ein Submodul nochmals darbieten oder überspringen, variable Informationsdichte pro Seite etc.). Zu Beginn eines Moduls wird das Lernziel kurz umrissen und nach Beendigung des Moduls eine stichwortartige Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte dargeboten. Die Lernkontrolle (der anschliessende Test) besteht wie erwähnt nur aus Multiple-Choice-Aufgaben. Hier wären aber auch andere Formen denkbar, die nicht nur "deklaratives Wissen" abfragen sondern auch "prozedurales Wissen" vermitteln. So könnten z.B. Aufgaben gestellt werden, die mit JavaScript zu implementieren wären und gerade auf ihre Lauffähigkeit überprüft würden. Das Gelernte soll nicht nur als Faktenwissen verfügbar, sondern konkret umsetzbar sein. Zur Motivation und damit zum Lernerfolg trägt die Art der Verstärkung / Belohnung sicher Wesentliches bei. Ob die Rückmeldung "Your answer is correct" ein effektiver Verstärker ist, würde ich bezweifeln. Kleine Animationssequenzen, Sprüche, Witze, Anekdoten hätten als Feedback sicherlich einen höheren Verstärkerwert. Der JavaScript-Kurs gibt nach absolviertem Test als Feedback eine Prozentzahl der richtig beantworteten Fragen. Habe ich den Stoff nun verstanden, wenn ich 74% der Antworten richtig beantwortet habe? Wie lässt sich der Lernerfolg messen und in Relation setzen? Hier wäre wichtig, dass nochmals die zentralen Konzepte des Lerninhaltes aufgegriffen und falsche Antworten richtiggestellt werden. Der Test kann nicht unterbrochen und wieder aufgegriffen werden, sondern muss in einem Zuge durchgearbeitet werden. Da keine Möglichkeit zum Speichern von Zwischen- oder Endresultaten besteht, ist auch ein Fortschritt über mehrere Lerndurchgänge schwer nachvollziehbar.Der JavaScript-Kurs kommt insgesamt recht anonym und trocken daher, was der Motivation nicht unbedingt zuträglich ist. Der Stoff könnte mit dramaturgischen Elementen interessanter gestaltet werden (z.B. Einbindung in eine Geschichte), die multimedialen Möglichkeiten des Computers stärker genutzt werden (höhere Verarbeitungstiefe des Gelernten bei Präsentation über verschiedene Sinneskanäle), die Benutzung könnte individualisiert werden, indem man z.B. nur schon mit seinem Namen angesprochen wird. Diese und ähnliche Kriterien fördern den Spass und die Motivation am Lernen und wirken sich sicher positiv auf den Lernerfolg aus.
Zusammenfassung der Beurteilungskriterien
| Inhalt
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| Technisches /
Sofware engineering |
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| Ergonomie /
GUI-Design |
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| Medienadäquatheit |
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| Didaktik / Motivation /
Lernerfolg |
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Matthias Kammerer, last modified: 5.Mai 1998