Dieses Kapitel soll zeigen, welche Vor- und Nachteile Telearbeit mit sich bringt, bzw. mit sich bringen kann. Weiters soll untersucht werden, wie man die Vorteile realisieren und die Nachteile vermeiden kann, um den Erfolg der Einführung zu maximieren. Es wird zusätzlich noch zwischen den Arbeitnehmern, den Arbeitgebern und der Volkswirtschaft unterschieden.
Auch Arbeitnehmer sind heute an der Telearbeit interessiert, da teilweise lange Wege bis zur Arbeitsstätte zurückzulegen sind, was sowohl Kosten wie auch Zeit und Streß bedeutet. Durch Telearbeit versprechen sie sich daher nicht nur Fahrtzeitersparnisse sondern auch eine höhere Lebensqualität als dies bisher der Fall war.
Durch die Telearbeit fallen Zeiten weg, die sonst für das Pendeln aufgewendet werden müssen, und nun für andere Tätigkeiten privater Natur verwendet werden können [NACH96]. Weiters kann man eine Steigerung der Lebensqualität darin sehen, daß man sich nicht mehr den ganzen Tag in der Stadt befindet, sondern seiner Arbeit im Grünen daheim oder im Telezentrum nachgehen kann, was sich auch positiv auf die Gesundheit auswirkt. Durch diese Vorteile und die höhere Anbindung an die Familie ergibt sich weniger Streß und eine höhere Lebensqualität, was sich viele Arbeitnehmer wünschen. Ebenso hat dies den Vorteil, daß die Flucht aus dem ländlichen Raum zumindest verlangsamt wird und die Großstädte nicht mehr so stark wachsen.
Dadurch, daß die Arbeit nun vom eigenen Heim oder einem in der Nähe gelegenen Telezentrum/Nachbarschaftsbüro ausgeführt wird, ergeben sich überhaupt keine oder jedenfalls nur mehr sehr viel kürzere Pendelwege, was sowohl zu Kosten- wie auch Zeiteinsparungen führt ([MTA], [OENA96]). Dadurch, daß solch kurze Pendelwege auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß absolviert werden können, ergeben sich sowohl im Hinblick auf Gesundheit wie auch Umweltschutz weitere positive Aspekte. Dies bedingt allerdings, daß Telezentren nicht zu großen Bürohochhäusern ausarten, da durch eine starke Konzentration von Arbeitsplätzen nur eine Metropole mit Pendlerverkehr an einer neuen Stelle entstehen würde. Es sollten Nachbarschaftsbüros also eher von kleiner Größe sein, sodaß am Land nur maximal 100 Arbeitsplätze an einem Ort konzentriert werden. In Großstädten kann diese Größe auch durchaus überschritten werden, wenn eine sehr gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln besteht, da dann zumindest der innerstädtische Verkehr vermindert wird.
In Zusammenhang mit Gleitzeit, die meistens zutrifft (Ausnahmen: Hotline, Bestellannahme, ...), ergibt sich zwar keine höhere Flexibilität als bei normaler Arbeit, doch kann hier die Gleitzeit viel besser genützt werden. Bei normaler Arbeit kann bestenfalls eine andere Beginn- oder Endzeit gewählt werden, da am Arbeitsort meistens keine anderen Tätigkeiten außer vielleicht Einkaufen und Bankbesuche möglich sind, wenn die Entfernung zum Wohnort groß ist. Bei Telearbeit hingegen können auch kurzfristige und kurze Unterbrechungen sinnvoll genützt werden. Beispiele dafür sind, die Kinder von der Schule abzuholen oder kurz nach ihnen zu schauen, einen Arzt zu besuchen oder Handwerker einzulassen und ihnen die notwendigen Arbeiten zu erklären. All diese Dinge sind nur möglich, weil die Arbeit an einem Ort ausgeübt wird, an dem aufgrund der Nähe zum Wohnort mehr Optionen offenstehen, als an einem entfernten Ort, an dem nur gearbeitet wird. Durch diese freiere Arbeitszeitgestaltung wird die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter gestärkt, es ist aber auch eine höhere Selbstdisziplin notwendig [GODE94].
Durch die Verringerung oder den Wegfall der Pendelentfernung ergeben sich natürlich Kosteneinsparungen für Transportmittel. Weiters kommt noch hinzu, daß zu Hause zu essen normalerweise billiger ist, als in einem Restaurant. Letzteres relativiert sich natürlich, wenn es in der Firma eine eigene Kantine oder einen Essenszuschuß gibt. Ein weiteres Beispiel sind Personen, die eine spezielle Diät-Verpflegung benötigen, da diese zu Hause billiger möglich ist. Weitere Einsparungspotentiale ergeben sich bei Kinderbetreuungseinrichtungen, da z. B. Schulkinder nach der Schule ohne größere Probleme nebenbei beaufsichtigt werden können, wodurch man sich Hortkosten erspart. Ersparnisse ergeben sich auch bei der Kleidung, da an Tele-Heimarbeitstagen keine solch aufwendige Bekleidung notwendig ist wie am zentralen Arbeitsplatz.
Wie bereits bei den Ersparnissen erklärt, ergibt sich besonders für Frauen eine Erleichterung des Wiedereinstiegs in den Beruf nach einer Kinderpause, da bei Telearbeit eine Teilzeitarbeit leichter möglich ist [PRES96]. Weiters ist es bei Telearbeit auch möglich (zumindest wurde das früher oft in Amerika propagiert [KUGE95]), während der Schwangerschaft und unmittelbar nach der Geburt noch zu arbeiten, da eine freie Zeiteinteilung möglich ist und keine langen Pendelwege nötig sind. Aufgrund des hohen Pflege- und Zuwendungsbedürfnisses von Kleinkindern hat sich dies jedoch als Irrweg erwiesen, der überdies in Österreich verboten ist. Durch praktische Erfahrung hat sich ebenso herausgestellt, daß auch ältere Kinder auf keinen Fall nebenbei betreut werden können. Erst wenn sich Kinder alleine beschäftigen können und nur ab und zu eine kurze Nachschau gehalten werden muß oder nur auf plötzlich auftretende Probleme (Streitigkeiten, kleine Verletzungen, ...) reagiert werden muß, ist dies neben der Telearbeit möglich. Hingegen ist Telearbeit durchaus möglich, wenn die Kinder tagsüber in der Schule sind. Da aber die Schulzeit natürlicherweise kürzer als eine Vollzeitbeschäftigung ist, sollte hier hauptsächlich Teilzeitarbeit in Betracht gezogen werden. Daher kann man dem Aspekt des Wiedereinstiegs nur sehr beschränkt (langsamer Wiederbeginn, ältere Kinder) praktische Relevanz zubilligen [SOLI96].
Durch die Ausübung der Arbeit zu Hause (nur bei Teleheimarbeit!) kann man auch während der Arbeitszeit für Kinder da sein, auch wenn dafür die bereits oben erwähnten Einschränkungen gelten. Aufgrund der ebenfalls bereits angeführten Verminderung der Pendelzeiten ergibt sich auch eine größere Zeitspanne, die für die Familie zur Verfügung steht [GODE94], [MARYLAND]. Das Wichtigste dürfte aber sein, daß man kurzfristig für Kinder ([MTA]: z. B. das Bringen der Kinder in die Schule) oder den Partner Zeit hat, da man sich immer zu Hause oder zumindest in der Nähe befindet. Die dadurch erfolgten kurzen Unterbrechungen können problemlos wieder eingeholt werden, indem etwas länger gearbeitet wird. An einem entfernten Arbeitsplatz wäre dies grundsätzlich nicht möglich, sodaß sich eine solche Nähe nie erreichen lassen würde. Ebenso ist die Pflege von älteren Familienangehörigen neben der Telearbeit nur dann möglich, wenn diese nur geringe Zeit beansprucht. Die Telearbeit darf also keinesfalls als ein Ersatz für Kinderbetreuung und Pflege gesehen werden [GORDON]. Dadurch wird auch für Personen, die bisher keinen Beruf ausüben konnten, zumindest die Möglichkeit für Teilzeitverhältnisse geschaffen [CORD96].
Neben den Vorteilen gibt es allerdings wie überall auch Nachteile, wobei die Arbeitnehmer hier eher weniger Einfluß auf den potentiell größten Nachteil (Abdrängen in die Selbständigkeit bei wirtschaftlicher Abhängigkeit) haben, daher ist hier besonders der Gesetzgeber gefordert, diesen Bereich zu regeln.
Dadurch, daß man sich nicht mehr in der Firma befindet, ist es nur sehr schwierig möglich, informellen Kontakt zu seinen Arbeitskollegen zu halten, sodaß es durch die Telearbeit zur Vereinsamung kommen kann, wodurch wesentliche Faktoren für Motivation und Arbeitsfreude auf der Strecke bleiben können [WIRT94], [EURO95a]. Dies ist vor allem bei Tele-Heimarbeit gefährlich, da man in Telezentren immer noch einige Mitarbeiter hat, auch wenn diese aus anderen Firmen stammen. Aufgrund dieses Problems wird auch die ständige Teleheimarbeit heute außer in Sonderfällen abgelehnt [DRÜK88]. Man geht inzwischen dazu über, zumindest 1 Tag pro Woche im Büro zu verbringen, wobei dieser Tag hauptsächlich dazu genützt wird, Kontakte sowohl betrieblicher (Besprechungen, Konferenzen, Teamarbeit, ...) als auch informeller Natur (z. B. Gespräche mit Kollegen) zu ermöglichen [EURO95b]. An den übrigen Tagen erfolgt die Kommunikation zunehmend über Telefon und E-Mail, wobei eine gute telefonische Erreichbarkeit und ein schnelles und leistungsfähiges E-Mail-System als notwendig erachtet werden [GODE94]. Aufgrund dieser Konstellation verlieren Mitarbeiter auch nicht den Überblick über die Geschehnisse im Unternehmen, was z. B. für Beförderungen wichtig sein kann. Ebenso wird dadurch die soziale Isolierung weitestgehend vermieden. Allerdings muß dafür auch der Arbeitgeber über andernfalls auftretende Probleme informiert sein, da er sonst während dieses Tages auf reine Arbeitserledigung drängen würde, was zu dem Ergebnis führt, daß dieser Tag auch gleich zur Telearbeit genützt werden könnte. Es gibt allerdings auch noch eine andere Theorie die besagt, daß Telearbeiter ihre mangelnde soziale Einbindung in der Firma dann über die (aufgrund der wegfallenden Pendelzeiten) längere Freizeit ausgleichen, indem sie mehr private Kontakte pflegen. Jedoch konnten diese Ansicht beweisende Effekte bisher nur in Einzelfällen beobachtet werden.
Dadurch, daß man sich nicht mehr im Sichtfeld von Vorgesetzten befindet kann es dazu kommen, daß Vorgesetzte nicht genau über den Arbeitsfortschritt informiert sind und sie deshalb mehr Arbeit zuteilen, als in der normalen Arbeitszeit erledigt werden könnte. Es ist daher sehr wichtig, für übertragene Arbeiten im vorhinein festzulegen, wie lange diese dauern werden und dadurch das Arbeitsausmaß in einem vernünftigen Rahmen zu halten. Da dies natürlich nicht immer genau möglich ist, ist eine verbesserte Koordinierung zwischen Angestellten und Vorgesetzten notwendig. Hier ist auch eine rechtliche Absicherung notwendig, um Arbeitnehmer nicht aufgrund von Fertigstellungsterminen zu nicht oder nur pauschalierter Mehrarbeit zu zwingen [KOLM96a]. Ein anderer Aspekt, der erst durch Untersuchungen bekannt wurde, ist der psychologische Druck, der dadurch entstehen kann [KUGE95] ([NACH96]: "Selbstausbeutung"). Wird z. B. die Arbeit per E-Mail übertragen, so kommt es oft vor, daß auf E-Mail, die außerhalb der Arbeitszeit eintrifft, sofort reagiert wird, obwohl der Mitarbeiter eigentlich Freizeit hätte. Dies trifft auch dann zu, wenn es vom Arbeitgeber ausdrücklich verboten wird. Dies ist spezifisch für die Telearbeit, da man ja bei normaler Arbeit entweder nicht erreichbar ist, oder keinen Zugriff auf Nachrichten hat, die ja im Büro einlangen [SVTC]. Daher gibt es auch Aussagen, den Empfang von betrieblicher E-Mail außerhalb der Arbeitszeit technisch unmöglich zu machen (z. B. keine Weiterleitung vom Firmenrechner an den Telearbeitsplatz, doch ist dies wegen der freien Zeiteinteilung, die dann nur mehr sehr begrenzt möglich ist, sehr ungünstig), sodaß es zu solchen Streß-Situationen nicht kommen kann. Eine andere Möglichkeit ist die Beschränkung der zeitlichen Zugriffsmöglichkeiten auf zentrale Ressourcen, um eine "freiwillige Selbstausbeutung" zu verhindern. Andererseits wird aber auch von Mitarbeiterprotesten berichtet, als Rechner am Wochenende abgeschaltet werden sollten, um ein Arbeiten zu unterbinden [GODE94]. Der Grund dafür war, daß Mitarbeiter auch am Wochenende spontane Ideen und Einfälle in Bezug auf ihre Arbeitsaufgabe direkt umsetzen wollten. Diese Einschränkung der Nutzung zum Schutz der Mitarbeiter ist neben Datenschutzaspekten und anderen Gründen auch ein Grund dafür, daß vom Betrieb zur Verfügung gestellte Computer bzw. Telefone und Faxgeräte außerhalb der Arbeitszeit auf keine Weise, auch privat nicht, genützt werden dürfen [GPA] (Der Computer darf nur während der Arbeitszeit eingeschaltet sein, was gleichzeitig auch den Nachrichtenempfang außerhalb der Arbeitszeit unmöglich macht). Andererseits zeigen Untersuchungen [GLAS94], daß das Problem, durch Telearbeit zu viel zu arbeiten zwar vorhanden ist, aber nur in geringem Ausmaß auftritt.
In den meisten Wohnungen ist ein eigener Arbeitsraum nicht vorgesehen, sodaß sich besonders in kleinen Wohnungen das Problem stellt, wo der Arbeitsplatz eingerichtet werden soll [EURO95b]. Ein Arbeitsplatz benötigt eine Mindestgröße, die für vernünftiges Arbeiten notwendig ist und die nicht unterschritten werden sollte. Ebenso ist es in den meisten Fällen unmöglich, wenn Computer und andere Arbeitsmittel täglich neu aufgestellt werden müssen (Ausnahme: Einzig ein Laptop wird benötigt). In diesem Zusammenhang ist besonders das Projekt "Bruck an der Leitung" hervorzuheben, bei dem im Fall von Einfamilienhäusern gleich Vorsorge in dieser Hinsicht getroffen werden soll. Das Problem liegt jedoch darin, daß dieser zusätzliche Flächenbedarf natürlich nicht billig ist. Vom Arbeitgeber wird normalerweise ein bestimmter Betrag für das zur Verfügungstellen des Arbeitsplatz und dessen Reinigung bezahlt, jedoch ist dies niemals kostendeckend, wenn ein eigener Raum dafür vorgesehen wird. Ein weiteres Problem ist das der Ergonomie. Normalerweise ist der Arbeitgeber für eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes zuständig, doch kann der Wohnungsinhaber sowohl Vertretern des Betriebes wie auch Arbeitsinspektoren den Zutritt zur Wohnung verbieten, was eine Kontrolle unmöglich mach. Auf dieses Problem wird später noch einmal genauer eingegangen. Hinsichtlich der Raumprobleme sind Telezentren besonders günstig, da dort normalerweise für jeden Arbeiter ein eigener (manchmal auch für bis zu 4 Personen, also ganze Teams), angemessen großer Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt wird.
Dieser Nachteil tritt hauptsächlich bei Tele-Heimarbeit und in vermindertem Maß bei Teilzeit-Tele-Heimarbeit auf. Denn die ständige Nähe zur Familie bringt nicht nur Vorteile sondern auch Nachteile, da durch die ständige Anwesenheit im Hause "ja ohnedies problemlos" der Haushalt nebenbei geführt und die Kinder betreut werden können, wie in Werbungen angeführt wird. In [HOST96] wird insbesondere auf die Gefahr für Frauen durch eine Doppelbelastung hingewiesen, was aufgrund des derzeit noch immer vorhandenen gesellschaftlichen Faktums der einseitigen Zuordnung bestimmter Pflichten zu Frauen nicht von der Hand zu weisen ist. Dabei darf aber nicht vergessen werden, daß die Arbeit dennoch nicht weniger wird, sondern nur etwaige Pendelzeiten eingespart werden können. Es ist also nicht möglich, zum gleichen Zeitpunkt Telearbeit zu betreiben und für Haushalt und Kinder da zu sein, sondern es muß eine strikte räumliche und zeitliche Trennung vorgenommen werden [SVTC]. Dies wird dadurch illustriert, daß in einer 1982 in England durchgeführten Umfrage unter Telearbeitern eine Befragte angab, daß der größte Vorteil wäre, "den ganzen Tag bei den Kindern zu sein", während der größte Nachteil ebenso "den ganzen Tag bei den Kindern zu sein" sei[HUWS93]. Um eine Mehrfachbelastung des telearbeitenden Familienteils zu vermeiden, ist es daher notwendig, sowohl die Heimarbeit als auch die Telearbeit als vollwertige Arbeit anzuerkennen und zu bewerten und auf diese Weise zu einer gerechten Aufteilung der Haushalts-Arbeit innerhalb der Familie zu kommen, sodaß keine einseitige Verteilung der Lasten entsteht. Der Vorteil, in der Nähe der Kinder zu sein, muß also darin bestehen, eine bessere Qualität der Betreuung zu gewährleisten, jedoch nicht eine höhere Quantität als bei Arbeit außer Haus. Dieses Problem kann nur im Zusammenwirken der Haushaltsmitglieder gelöst werden.
Dieser potentielle Nachteil ist hauptsächlich im Zusammenhang mit dem direkt folgenden zu sehen. Dadurch, daß Personen nicht in der Firma anwesend sind sondern von anderen Orten aus arbeiten, haben diese Arbeitnehmer einen Vorteil, der von Firmen bei der Festlegung des Gehalts geltend gemacht werden könnte. Insbesondere würde dies mit der Begründung geschehen, daß anfängliche Investitions- und laufende Kommunikationskosten ausgeglichen werden müssen. Dies ist allerdings nicht einfach von der Hand zu weisen, da insbesondere in Österreich die Telefonkosten (zumindest derzeit) im internationalen Vergleich sehr hoch sind (Siehe Seite 102, [MÜHL96]). Hingegen ist zu berücksichtigen, daß Firmen bei längerer Telearbeit Raumeinsparungen verbuchen können, da Arbeitsplätze wegfallen, bzw. shared-desk-Konzepte eingeführt werden können (mehrere Mitarbeiter arbeiten abwechselnd an einem Schreibtisch, wenn sie bei alternierender Telearbeit im Büro arbeiten), was bei den Büromieten eine deutliche Einsparung bringt. Da Arbeitnehmer die Telearbeit als Privileg ansehen, gibt es meistens nur geringe Proteste gegen Benachteiligungen in geringem Ausmaß (z. B. nicht kostendeckender Arbeitsraum-/ Reinigungszuschuß). Dies ermöglicht es den Firmen, dem immer größer werdenden Konkurrenzdruck durch Verminderung der Sozialleistungen und Lohnnebenkosten entgegenwirken zu können. Es erscheint daher nötig, durch gesetzliche Rahmenbedingungen für einen gerechten Interessensausgleich zu sorgen, da es im Telearbeitsbereich derzeit praktisch kaum gesetzliche Regelungen gibt, insbesondere auch nicht für diesen Bereich.
Telearbeit könnte auch eine Vorstufe zur Entlassung sein, nach der eine Beschäftigung nur mehr auf Werkvertragsbasis erfolgt, wodurch die Arbeitssicherheit für die Mitarbeiter verlorengeht und sie auch in Bezug auf Sozialleistungen schlechter gestellt werden [SOLI96] (4 Fallbeispiele in [KUGE95]; [KOLM96b]: "ArbeitnehmerInnenstatus muß erhalten bleiben, Beweislastumkehr bei Telearbeit"). Insbesondere wird in [KUGE95] auch die Befürchtung von Arbeitnehmern angeführt, daß Telearbeiter in schlechten Zeiten für die Firma viel eher entlassen werden, als normale Arbeiter. Dies ist zwar für Firmen günstig, da Personalkosten nur dann anfallen, wenn sie auch wirklich benötigt werden, könnte aber zu einer starken Abhängigkeit der Arbeitnehmer von einer Firma führen (Nicht alle Mitarbeiter können einfach die Firma wechseln, da sie speziell mit den Problemen einer bestimmten Sparte vertraut sind). Dieser Trend weg vom Arbeitnehmerstatus und hin zu Werkverträgen ist allerdings auch ohne Telearbeit zu beobachten, doch darf auch der für Firmen dadurch entstehende Nachteil nicht vergessen werden, daß jeweils eine neue Einarbeitungszeit notwendig ist [EURO95b]. Die bisherige Abhilfe dagegen war, daß bei allen bekannten Telearbeitsversuchen und -modellen in Europa der Arbeitnehmerstatus vollkommen unberührt blieb, d. h. es gab keinerlei Veränderung im Arbeitsverhältnis selbst, sondern nur in einzelnen Punkten wie Arbeitsort und Arbeitszeit, was auch von der Gewerkschaft immer wieder gefordert wird ([EURO95b], [OENA96]: Die neue Arbeitsform darf den Status der Arbeitnehmer nicht verändern: "Das Berufsbild Telearbeiter gibt es nicht!"). Hier können nur gesetzliche Regelungen abhelfen, wobei es bereits Vorschläge gibt, wie etwa den Arbeitnehmerstatus und die damit verbundenen Vorteile auch auf "Arbeitnehmer-ähnliche Dienstverhältnisse" auszudehnen ([KOLM96b], [HOST96]: "Quasi-Selbständigkeit, die aber trotzdem eine Abhängigkeit im Sinne eines Dienstnehmerverhältnisses darstellt"), wobei insbesondere eben auch an Werkverträge gedacht wird, um die allgemeine "Hire and Fire"-Mentalität zu bekämpfen, die bei manchen Betrieben (allerdings hauptsächlich in Amerika) auffällt.
Durch die lange dauernde bis ständige Abwesenheit von der Firmenzentrale, wo auch auf lange Zeit hin (bis auf wenige Ausnahmen vor allem bei kleineren Firmen) noch die meisten Angestellten arbeiten werden, kann es zu einer Abkoppelung vom Firmengeschehen kommen. Dazu zählen hauptsächlich Schulungs- oder Weiterbildungsangebote, sowie Beförderungs- oder Versetzungsmöglichkeiten [GLAS94]. Was objektiv scheinbar eher unwichtig ist, nämlich die informelle Kommunikation und soziale Kontakte innerhalb des Betriebes, wird ebenfalls von vielen Personen vermißt. Es hat sich herausgestellt, daß ohne diese Dinge dauernde Telearbeit für eine Firma nicht gut funktionieren kann, da die Identifizierungsmöglichkeit mit der Firma als Gruppe von Mitarbeitern und Vorgesetzten sich verringert [SEIT95]. Daher ist es bei teilweiser Telearbeit, bei der zumindest ein Tag pro Woche in der Zentrale verbracht wird, wichtig, an diesem Tag für die oben genannten Aspekte genügend Zeit einzuräumen. Diese Tage sollten also hauptsächlich für interaktive persönliche Kommunikation genützt werden, was bedeutet, daß insbesondere Besprechungen und Konferenzen für diese Tage vorgesehen werden sollten, wobei zusätzlicher zeitlicher Spielraum für informelle Kommunikation vorzusehen ist. Wird die Telearbeit gänzlich außerhalb der Firma erbracht, so stellt sich dieses Problem in verschärfter Weise. Dann müssen Ausschreibungen und Ankündigungen für Weiterbildung/Beförderung elektronisch verbreitet werden, um auch jenen Personen diese Möglichkeiten zu eröffnen, die nie persönlich im Betrieb erscheinen. Wird die Telearbeit gänzlich vom eigenen Heim aus durchgeführt, so stellt sich dieses Problem in Bezug auf informelle Kommunikation als viel schwerer lösbar dar, da sie im Gegensatz zu formellen Gesprächen normalerweise persönlich abgewickelt werden. Insbesondere ergeben sich Kontaktschwierigkeiten, wenn die anderen Mitarbeiter nicht aus früheren Zeiten her persönlich bekannt sind, sondern von Anfang an mit ihnen nur über E-Mail kommuniziert wird. Eine Abhilfe dafür wäre Videoconferencing/Bildtelefon, doch stehen die Kosten dieser Möglichkeiten heute in keinem Verhältnis zum Wert für diese Tätigkeiten, insbesondere nicht, wenn die Kosten für die Firma anfallen. Bei Arbeit in einem Satelliten- oder Nachbarschaftsbüro stellt sich dieses Problem hingegen nur äußerst selten, da man dann ohnehin mit anderen Mitarbeitern der selben Firma zusammenarbeitet. Im Gegensatz dazu stehen Telezentren, wo dieser Nachteil hingegen wieder durchaus auftreten kann. Dies ist in diesem Fall konträr zur sozialen Vereinsamung, die in Telezentren kaum auftreten kann.
Dies ist eine Befürchtung die von vielen potentiellen Telearbeitern geäußert wird [SVTP]. So wird z. B. in [KOLM96b] extra ein "Recht auf betriebliche Weiterbildung" für Telearbeiter gefordert. Solche Befürchtungen sind insbesondere dann begründet, wenn es sich bei den direkten Vorgesetzten der Telearbeiter um Personen handelt, die alten Sichtweisen anhängen, wonach nur anwesende Arbeiter gute Arbeiter sind. Sind die Manager hingegen bereits ohnehin auf Management by objectives eingestellt, wie es für Telearbeit notwendig ist, so sind derartige Befürchtungen weniger begründet. Nach [GORDON] kann sich sogar eine Verbesserung der Beförderungschancen ergeben, da durch die zeitweise Abwesenheit die Kapazität zur Übernahme von Verantwortung gezeigt werden kann. Eine Ambivalenz zeigt sich auch in der Einschätzung der Beförderungsaussichten der Mitarbeiter selbst, da 35 % sie verschlechtert sehen, während 11 % eine Verbesserung wahrnehmen (Umfrage in [HUWS93]). Trotzdem darf dieser Gesichtspunkt nicht außer acht gelassen werden, da Personen, die man öfter sieht, einem natürlicherweise leichter einfallen, wenn man nach einer geeigneten Person sucht. Deshalb ist bei Telearbeit auf eine regelmäßige Kommunikation (sowohl elektronisch als auch persönlich, sofern möglich) zu Vorgesetzten zu achten. Vermutlich auf die verstärkte Notwendigkeit von Zielabsprachen im Zusammenhang mit MBO und Organisationsaspekte ist es zurückzuführen, daß beim IBM-Versuch teilweise sogar eine bessere Kommunikation mit Vorgesetzten stattfand [GLAS95]. Daraus kann man sehen, daß dieser Nachteil hauptsächlich diejenigen trifft, die in einem Betrieb ohne Telearbeit zwar gute Beförderungsaussichten haben, bei denen sich aber im Zuge der Telearbeit herausstellt, daß ihre Anwesenheit und Fleißigkeit eher weniger Ergebnisse produziert, wodurch sich dieser Nachteil für Firmen in einen Vorteil verwandeln kann, da die Personen für Beförderungen besser ausgewählt werden.
Verständlicherweise werden Arbeitgeber unbestritten kostspielige Änderungen der Arbeitsweise nur dann finanzieren, wenn sie sich auch einen Gewinn dadurch versprechen. Der Erfolg dieser Änderung ist allerdings nur in den wenigsten Fällen finanziell meßbar, doch sind durchaus auch viele Möglichkeiten der Umwegrentabilität gegeben.
Einer der immer wieder genannten primären Vorteile für Arbeitgeber ist das Faktum, daß Telearbeiter eine höhere Produktivität besitzen, als normale Arbeiter ([SVTC]: 10% bis 30 %; [GODE96]: Durchschnitt 20 %, Maximum 50 %; [KUGE95]: 5 % - 43 %, [SVTC]: Einschätzung der Telearbeiter: 20 %, Einschätzung der Manager: 12 %; [MARYLAND], [PSE]: 15 % - 20 %; [WILD96]: Effizienz +20 %;[MTA]: 10 % - 40 %; [HUWS93]: 20 %, in Einzelfällen bis 100 %; [LENK88]: Teleprogrammierung: 43 % höhere Anschaltzeit, 144 % erhöhte CPU-Nutzungszeit;[HOST96];). Doch was ist der Grund dafür? Als Erstes ergibt sich durch den Wegfall von Pendelzeiten für den Arbeitnehmer ein stark vermindertes Streßpotential, das schon beim Erreichen des Arbeitsortes aufgebaut ist [LENK88], und weiters durch die (eine höchstwahrscheinlich in den meisten Fällen zutreffende Annahme) verlängerte Schlafzeit bis kurz vor Beginn der Arbeit ausgeruhtere Mitarbeiter. D. h. der Mitarbeiter beginnt seine Arbeit ausgeruht in guter Stimmung und es gibt praktisch keine Probleme wegen Zuspätkommens aufgrund von Verkehrsproblemen [KUGE95]. Durch die Verminderung von Störungen, da der Mitarbeiter nicht dauernd unterbrochen wird, ergibt sich weiters ein konzentrierteres Arbeiten, was ebenfalls die Produktivität steigern kann. Dies ist jedoch auch ein zweischneidiger Vorteil, da eine verminderte Störung durch Kollegen leicht eine Verminderung des Kontaktes und damit der Zusammenarbeit mit sich bringen kann [KUGE95]. Weiters ist es insbesondere bei Heimarbeitsplätzen nicht so ohne weiteres möglich, von einem geringeren Störungspotential auszugehen, da Lebensgefährten und vor allem Kinder auch Unterbrechungen verursachen können, genauso wie Mitarbeiter sonst bei zentraler Arbeit. Insbesondere wird immer wieder darauf hingewiesen, daß man Kindern erst erklären muß, daß man trotz Anwesenheit im Hause arbeitet und daher nicht dauernd wegen jeder Kleinigkeit gestört werden darf [FIM]. Durch die meist mit der Telearbeit Hand in Hand gehende Flexibilisierung der Arbeitszeit kann jeder Mitarbeiter seine Arbeitszeit an die eigene Leistungskurve anpassen [MTA], wobei die Verlagerung hauptsächlich hin zu jenen Zeiten erfolgt, in denen man weniger gestört werden kann (bringt zusätzlichen Vorteil wie oben), bzw. es werden kurze Pausen eingelegt, wenn Müdigkeit oder größere Probleme bei der Arbeit auftreten [GLAS95] [GODE94]. Solche kurze Pausen steigern die Produktivität signifikant, während sie keinen Verlust für den Betrieb darstellen, da sie wieder hereingeholt werden. Weiters wird angeführt, daß die Anwesenheitszeit im Büro in den seltensten Fällen der Arbeitszeit entspricht, die die Mitarbeiter für ihre Arbeitsaufgaben aufwenden. "Zwischen 30 Minuten und einer Stunde entfallen täglich für den 'Plausch' mit Kollegen. Am Telearbeitsplatz wird dagegen mehr effektive Arbeitszeit und damit Arbeitsleistung erbracht. Ebenso sind die Fehlzeiten bei Telearbeitern seltener als bei Büromitarbeitern, was wiederum die Produktivität des Unternehmens erhöht." [GODE94]
Dies ist bei der Telearbeit manchmal eher ein zweitrangiger Effekt, obwohl auch gerade deshalb Telearbeit eingeführt wird. Meistens wird darunter eine zeitliche Flexibilität verstanden, die praktisch immer mit Telearbeit einhergeht; es kommt jedoch auch zu räumlicher Flexibilität. So wird es möglich, auch zu ausgefallenen Zeiten Unterstützung durch Mitarbeiter anzubieten, ohne daß das Büro den ganzen Tag besetzt sein muß, da Arbeit zu anderen als den normalen Arbeitszeiten viel eher akzeptiert und möglich ist, wenn sie von daheim aus durchgeführt werden kann. Dadurch ergibt sich auch eine bessere Auslastung von zentralen Computern und anderen Ressourcen, wodurch die Produktivität steigen kann [GODE94]. Diese Vorgangsweise eignet sich auch besonders für Teilzeitarbeit. Auch bei Produktionsbetrieben kann so durch die Kombination von Automatisierung und Telearbeit ein 24-Stunden-Betrieb ermöglicht werden [LINZ96]. Doch ist dies nicht der einzige Aspekt von Flexibilität. Weiters spielen in diesem Bereich auch noch die leichtere Behebung von Problemen eine Rolle, da plötzlich anfallende Arbeiten (insbesondere z. B. im Bereich der Computer-Systemwartung) nicht dadurch verzögert werden, daß Mitarbeiter erst zum Arbeitsplatz gelangen müssen, bevor zur eigentlichen Fehlerbehebung geschritten wird (u. U. Entfall von zu bezahlenden Dienstfahrten). Ein wichtiger weiterer Gesichtspunkt in Bezug auf die Flexibilität ist, daß auch räumlich sehr weit entfernte Personen (auch von anderen Kontinenten) nun direkt in den Betrieb eingebunden werden können, sodaß Teams für spezielle Probleme einfach zusammenzustellen sind [MTA]. Im Extremfall führt dies zur virtuellen Firma, die weltweit verteilt ist und in der die Mitarbeiter bzw. kleinere Gruppen nur durch Telekommunikation und ein gemeinsames Projekt miteinander verbunden sind [WIRT96].
Dieser oft angeführte Vorteil bedarf einer genaueren Untersuchung, da er nicht ganz offensichtlich ist, denn warum sollte die Arbeitsqualität steigen, nur weil die Arbeit an einem anderen Ort durchgeführt wird? Hiermit ist eine Art "Umwegrentabilität" gemeint, da durch Telearbeit die Mitarbeiter ausgeruhter, besser motiviert, zu ihren leistungsfähigsten Zeiten, etc. ihre Arbeit verrichten, was wiederum zu einer gesteigerten Qualität führt. Meßbare Qualitätssteigerungen werden durch geringere Fehleranzahlen festgestellt ([KUGE95]: bis zu 60 % weniger Fehler), während andere Qualitätsteigerungen meist unter der Kategorie Produktivität subsummiert werden, da weniger Fehler auch weniger Arbeit für ihre Behebung benötigen. Ein weiterer Grund ist, daß plötzliche Ideen jederzeit aufgegriffen und weiterverfolgt werden können, ohne erst auf den nächsten Arbeitstag warten zu müssen [GLAS95]. Allerdings ist hier auch hinzuzufügen, daß dies nicht immer der Fall sein muß. Ein Beispiel dafür, wo eine Qualitätsverbesserung erwartet wurde, aber das Gegenteil eintrat, ist beispielsweise die Auslagerung von Teilen des Rechnungswesens bei der AUA (Siehe Seite 18). Auch bei reiner Texterfassung kann ebenso eine Qualitätsminderung eintreten, wie das Beispiel des Modellversuches des Landes Baden-Württemberg zeigt. Es wurde eine Tendenz zu einer geringeren Schriftgutqualität festgestellt, was auf die Abnahme der formellen und informellen Kommunikation, da dadurch auch das vorhandene Wissen über die Arbeitsabläufe und -inhalte reduziert wurde, zurückzuführen war [LENK88].
Aufgrund der freien Zeiteinteilung kann natürlich auch eine höhere Verfügbarkeit erreicht werden, wie bereits unter dem Punkt "Höhere Flexibilität" erläutert wurde. Doch wesentlich ist hierbei, daß zufriedene und motivierte Mitarbeiter seltener krank werden und nicht so oft fehlen. Nach [KUGE95] wurde die Abwesenheitsrate von Telearbeitern von verschiedenen Firmen als um 25 % geringer angegeben, als die zentraler Arbeitnehmer. Der Paradefall ist der des gebrochenen Beines, der das Pendeln zum Arbeitsplatz unmöglicht macht, jedoch keine Behinderung bei der Arbeit von zu Hause aus darstellt. Für Mitarbeiter kann dies durchaus von Vorteil sein, doch sind hier die Befürchtungen der Gewerkschaften, daß der Begriff "Krankenstand" ausgehöhlt werden könnte, durchaus gerechtfertigt. Ein vor allem in Amerika ([KUGE95], [SVTC], [GORDON])immer wieder erwähnter Flexibilitäts-Gesichtspunkt sind Katastrophen, bei denen bei Telearbeit durch die Dezentralisierung der Mitarbeiter und die Unabhängigkeit von bestimmten Arbeitsorten die Arbeit viel schneller wieder aufgenommen werden kann. Beispiele hierfür sind Wirbelstürme, Erdbeben oder Brände, bei denen Büros und/oder Verkehrswege zerstört werden, aber Telekommunikations-verbindungen weniger leicht beschädigt und auch schneller wieder repariert werden können. Aufgrund der Seltenheit großer Zerstörungen in Österreich ist dieser Aspekt eher weniger wichtig.
Dies ist ein sehr zwiespältiger Aspekt, der eher in Europa zutrifft. Während in Amerika es eher dazu kommt, daß sich Mitarbeiter auf dem Weg der Telearbeit in die Selbständigkeit verändern [KUGE95], wird der Telearbeitsplatz in Europa eher als Statussymbol und Privileg gesehen ([GLAS95], [HUWS93]: "niedrigere Personalfluktuation"), der daher zu einer stärkeren Unternehmensbindung führt. Durch das Angebot von Telearbeit kann die Bindung von Mitarbeitern an das Unternehmen manchmal gestärkt werden, sofern diese z. B. aus persönlichen Gründen ansonsten keiner vollzeitigen Tätigkeit am Betriebsstandort mehr nachgehen könnten [MTA], wodurch Investitionen in Aus- und Weiterbildung dieser Mitarbeiter dem Unternehmen erhalten bleiben [GODE94]. Weiters muß hier differenziert werden, daß bei niedrig qualifizierten Arbeiten (Texterfassung nach Diktat oder ähnliches) die "Gefahr" (für den Betrieb) der Selbständigkeit eher sehr gering ist, während bei hochqualifizierten Spezialisten dies viel eher gegeben ist, da diese die Erfahrung machen, daß sie auch außerhalb des Betriebes, und daher vielleicht auch ohne diesen, arbeiten können. Aus den hier angeführten Gründen sollte diesem Vorteil daher mit gesundem Mißtrauen begegnet werden, da seine Realisierbarkeit von vielen Einzelheiten und den Mitarbeitern abhängt und nicht allgemeingültig ist.
Ein Betrieb der Telearbeit für seine Mitarbeiter anbietet, gilt als modern und zukunftsträchtig, was natürlich auch teilweise in der Werbung ausgenützt werden kann [SVTC]. Hier wird hauptsächlich die Verminderung des Schadstoffausstoßes aufgrund der verringerten Pendelwege betont. Doch kann auch beim Versuch der Anwerbung von Spezialisten das Angebot der Telearbeit einen wichtigen Faktor für die Entscheidung für diese Firma sein, weil damit für Mitarbeiter viele Vorteile verbunden sind. Dennoch sollten die Hoffnungen hierfür nicht zu hoch angesetzt werden, da beispielsweise in [SVTC] die Erwartungen der Manager über die Werbewirksamkeit von Telearbeit nicht erfüllt werden konnten.
Da man mit Telearbeit nicht auf die örtliche Nähe des Wohnortes der Mitarbeiter zur Firma angewiesen ist, erweitert sich das Reservoir an Arbeitskräften stark. Grenzen sind nur durch die Telekommunikationsverbindung, die z. B. über den Atlantik hinweg teuer und langsam (für Datenverbindungen) wird, gesetzt. Dies ist besonders für große Firmen interessant, die mit Satelliten- oder Nachbarschaftsbüros billigere Arbeitskräfte in entlegenen Gegenden nützen können (aufgrund hoher Nachfrage sind Arbeitskräfte in Ballungsräumen teurer), wie dies z. B. von der Schweizer Telecom PTT mit ihrem Satellitenbüro in Schiers ausgenützt wurde (Siehe Seite 19). Dieser Vorteil des vergrößerten Einzugsgebietes relativiert sich wieder, wenn man alternierende Tele-Heimarbeit einzusetzen gedenkt, da die Mitarbeiter dann zwar nur ab und zu aber doch immer wieder in die Firmenzentrale pendeln müssen, was nur bei nicht zu weit entferntem Wohnsitz möglich ist [GODE94]. Dies bedeutet, daß das zusätzliche Arbeitskräftepotential nur dann realisiert werden kann, wenn die Mitarbeiter räumlich komplett von der Firma getrennt sind. Da die komplette Tele-Heimarbeit aber andere Nachteile mit sich bringt, die nur in manchen Fällen zu vernachlässigen sind, ist dieses Modell nicht empfehlenswert. Um diesen Vorteil voll realisieren zu können, sind daher Nachbarschaftsbüros oder Telezentren empfehlenswert. Es gibt aber auch eine Firmenart die erst durch die Telearbeit entstand und sich fast vollständig auf diesen einen Vorteil stützt: Die virtuelle Firma. Eine mögliche Definition dafür lautet: "Virtuelle Organisation: Eine Organisation jeder Größe und jedes Geschäftsfeldes die traditionelle unbewegliche Aktivposten, wie Areale, Gebäude oder Fuhrparks, durch fortschrittliche Kommunikation ersetzt." (Übersetzt aus dem Englischen [HODS96]). Bei einer solchen Organisation existiert kein eigentliches Zentralbüro, sondern die rechtlich unabhängigen Mitarbeiter sind einzeln oder in kleinen Gruppen (Kleinstunternehmen) über die ganze Welt verteilt und durch Telekommunikation sehr eng verbunden. Je nach Bedarf werden einzelne Personen und Gruppen für eine gewisse Dauer bei einem Projekt zusammengefaßt (Bildung von Task Forces [WIRT96])und agieren unter einem (eigenen) Firmennamen, egal wo sich diese Personen befinden. Dies bietet sich hauptsächlich für hochspezialisierte Aufgaben an, bei denen entsprechende Personen nur schwer zu finden sind und so in kurzer Zeit viele qualifizierte Mitarbeiter zusammenarbeiten können, obwohl sie räumlich sehr weit entfernt sein können. Der Vorteil ist darin zu sehen, daß die Auslastung der einzelnen Personen, Gruppen oder Abteilungen immer optimal eingerichtet werden kann. Diese Organisationsform hat natürlich auch Nachteile, z. B. daß man Mitarbeiter nicht immer ohne weiteres kontaktieren kann, da sie auf der ganzen Welt verstreut sind (Zeitverschiebung!) und daß sich leicht Probleme innerhalb eines Teams ergeben können, da sich die Personen nur über kleine Videobilder kennen und keinerlei persönlichen Kontakt miteinander haben. Daher wissen Sie über Qualifikation, Vorlieben oder ähnliches ihrer Kollegen nur sehr wenig, was sich besonders bei langer Zusammenarbeit ungünstig bemerkbar macht.
Durch die Einführung von Telearbeit können auch Kosteneinsparungen entstehen ([JÜTT96], [KOHL96]), doch wird (zumindest in Europa) auch oft das Gegenteil erwähnt (Mehrere Fallstudien in [GODE94]). Dies kommt durch einen relativ großen Kostenfaktor zustande, dessen Einsparungsptential in Europa bisher nur selten realisiert werden konnte, nämlich der Einsparung von Bürofläche ([MTA]; Nach [MARYLAND] ca. 25 % - 90 %). Kommt es durch Shared-desk-Konzepte ([HOST96]: "Ausgestaltung von Büroräumen oder bei Betriebskosten"), bei der sich mehrere Telearbeiter bei alternierender Telearbeit einen Schreibtisch teilen ([EURO95b]: Schweiz 1:3, USA 1:6; d.h. 1 Schreibtisch für 3 bzw. 6 Mitarbeiter; [MTA]: IBM-Büro in New York 800 Mitarbeiter:200 Schreibtische; [ZORN96]: IBM USA: 5 Mitarbeiter: 1 Schreibtisch, IBM Deutschland: 2 Mitarbeiter:1 Schreibtisch, ergibt Einsparungen von ca. DM 2.000 bis DM 2.500 pro Jahr und Mitarbeiter) oder bei Verlagerung in ein Telecenter zu einem verringerten Platzbedarf, so ergibt sich durch die hohen Büromieten eine beträchtliche Kosteneinsparung, auch wenn an die Telearbeiter ein Betrag für Raumbereitstellung und Reinigung bezahlt wird, da dieser meist viel kleiner ist, als die Kosten, die an der zentralen Arbeitsstätte entstehen. Ein Beispiel hierfür ist IBM, wo durch desk-sharing eine Verringerung des Flächenbedarfs von 400.000 auf 100.000 Quadratfuß (ca. 37.000 m2 auf ca. 9.290 m2) erzielt wurde. Das Problem ist hier jedoch, daß nur wenige Mitarbeiter bereit sind, "Ihren" Schreibtisch aufzugeben, und zwar meist aus psychologischen Gesichtspunkten [GLAS95], die in Amerika bei weitem als nicht so stark empfunden werden [KUGE96]. Ein anderes Hindernis ist die oft von der Gewerkschaft erzwungene Rückkehrgarantie (die beispielsweise auch in der Musterbetriebsvereinbarung der GPA enthalten ist [GPA]), nach der Arbeitnehmer jederzeit mit einer gewissen Frist den Telearbeitsplatz aufgeben können und wieder im Betrieb beschäftigt werden müssen. Dadurch wird der Arbeitgeber gezwungen, den Platz auch dann bereitzustellen, wenn er höchstwahrscheinlich nicht benötigt wird. Weiteres Einsparungspotential ist bei Gebäude-Erhaltungs- und Reinigungskosten möglich, doch sind dies eher kleinere Posten, die nur ein kleiner zusätzlicher Anreiz sein können. Die Realisierbarkeit dieses Vorteils hängt daher fast ausschließlich davon ab, ob eine Einsparung von Bürofläche auch wirklich erzielt wird, was von drei Faktoren abhängt:
Aufgrund des zweiten und des dritten Punktes wird Telearbeit
daher gerne bei Betriebserweiterungen eingesetzt, die ansonsten
eine Vergrößerung der Bürofläche bedeuten würden. In diesem
Fall läßt sich die Kosteneinsparung auch von kleinen Firmen
realisieren. Weitere Kosteneinsparungen könnten auch durch
Einsparung von Parkplätzen erzielt werden [MARYLAND].
Nach Berechnungen der Kapsch AG ist ein Telearbeitsplatz zu Hause um 30 bis 40 Prozent billiger als ein herkömmlicher Arbeitsplatz. Dieser ist wiederum 10 bis 15 Prozent günstiger als der Arbeitsplatz im Telezentrum [OFFI96]. Bei einer Kosten-/Nutzen-Analyse der Firma Kapsch ergeben sich die Haupteinsparungen im Bereich Raumkosten und Telefon-/Datenübertragungskosten (Wegfall teurer Telefonanlagen und Vermittlungen). Es handelt sich bei dieser Kostenanalyse jedoch nicht um alternierende Telearbeit, sondern Tele-Heimarbeit. [JÜTT96]:
Aufgrund der folgenden Tabelle ergeben sich bei 260 Arbeitstagen pro Jahr Kosten von S 473,- pro Tag.
Tabelle 1: Kosten für den Büroarbeitsplatz [JÜTT96]
pro Monat | pro Jahr | ||
Raumkosten | 15 m2, S 250,-/m2 | 3.750,- | 45.000,- |
Büromöbel | AW: 30.000,- (Afa 10 a) | 250,- | 3.000,- |
PC-Betreuung | 150,- pro PC | 150,- | 1.800,- |
LAN-Anbindung | 500,- pro PC | 500,- | 6.000,- |
PC und Software | AW: 36.000,- (Afa 3 a) | 1.000,- | 12.000,- |
Telefonkosten (fix): | 1700 Imp. (2,-/Imp.) | 3.400,- | 40.800,- |
Telefonkosten (var.)+ Datenübertragung (WAN) |
1.200,- pro Monat | 1.200,- | 14.400,- |
Summe | 10.250,- | 123.000,- |
Aufgrund der folgenden Tabelle ergeben sich bei 260 Arbeitstagen pro Jahr Kosten von S 280,- pro Tag, das entspricht einer Minderung von 40,8 Prozent gegenüber dem Büroarbeitsplatz.
Tabelle 2: Kosten für den Tele-Heimarbeitsplatz [JÜTT96]
pro Monat | pro Jahr | ||
Raumkosten (Zuschuß) | 1.000,- pro Monat | 1.000,- | 12.000,- |
Büromöbel | AW: 30.000,- (Afa 10 a) | 250,- | 3.000,- |
PC-Betreuung | 300,- pro PC | 300,- | 3.600,- |
LAN-Anbindung | 210,- pro PC | 208,- | 2.500,- |
PC und Software | AW: 36.000,- (Afa 3 a) | 1.000,- | 12.000,- |
Telefonkosten (fix): | AW: 3.480,- (Afa 3 a) 400,- pro Monat |
497,- | 5.960,- |
Telefonkosten (var.)+ | 2.000,- pro Monat | 2.000,- | 24.000,- |
Datenübertragung (WAN) | 40,-/h, 20 h pro Monat | 800,- | 9.600,- |
Summe | 6.055,- | 72.660,- |
Insbesondere entstehen bei der Einführung der Telearbeit für die Firmen Kosten, doch können sich auch noch andere Nachteile einstellen, daher ist es besonders wichtig, diese zu untersuchen, da schließlich die Betriebe über die Einführung von Telearbeit bestimmen und sie dies nur dann tun werden, wenn die Nachteile in ausreichendem Maße vermieden werden können, bzw. die Vorteile diese überwiegen.
Bei der Einführung von Telearbeit und der weiteren Durchführung entstehen Kosten für den Arbeitgeber, doch sind diese gegenüber den Kosteneinsparungen genau abzuwägen. Im einzelnen entstehen einmalige Kosten für die Telekommunikationsausstattung, einen Zweitcomputer für den Telearbeitsplatz (sofern nicht grundsätzlich ein Laptop verwendet wird, der leicht zu transportieren ist), notwendige Einrichtung oder Baukostenzuschüsse (Telezentren, Nachbarschaftsbüros). Diese Kosten sind jedoch nur einmaliger Natur und können teilweise als Investitionen abgeschrieben werden. Im folgenden entstehen weiters dauernd Kosten für die Computerwartung, die etwas höher als in der Zentrale sind, ebenso Kosten für die Telekommunikationsverbindung, die stark von dem gewählten Modell (Online/Offline; Datenrate; Direkt-/Wählverbindung) abhängig sind. Weiters müssen normalerweise Reinigungskosten bezahlt werden (die bei Heimarbeitsplätzen pauschaliert sind), sowie ein Zuschuß für das Bereitstellen von Räumlichkeiten. Als Hauptproblem stellen sich in Österreich allerdings die Kosten für die Telekommunikationsverbindung dar, da die Posttarife für Daten- und Sprachübertragung im internationalen Vergleich sehr hoch sind. Allgemein läßt sich sagen, daß zwar sicherlich zusätzliche Kosten entstehen, daß aber dafür andere Kosten wegfallen und der Nutzen für den Betrieb auch nicht nur in einem direkten monetären Maßstab gemessen werden kann, da auch Vorteile (Effizienz, Produktivität, ...) entstehen, die nicht ohne weiteres aufgerechnet werden können.
Damit Telearbeit erfolgreich betrieben werden kann, ist es notwendig, daß vom bisher oft üblichen Prinzip der Kontrolle (Überwachung der Anwesenheit) abgegangen wird, da dies bei Telearbeit nur mehr schwer möglich ist [PSE]. Es muß vielmehr darauf geachtet werden, welche Leistung bzw. welche Ergebnisse ein Mitarbeiter in einer gewissen Zeitspanne erbringt. Eine Umstellung vom einen Prinzip auf das andere ist naturgemäß nicht einfach, da dies auf keinen Fall per Erlaß eines Managers erfolgen kann, und diese Art des Managements in manchen Betrieben noch weit verbreitet ist [MTA]. Vielmehr müssen die Personen, die ihre Untergebenen nach diesem neuen Prinzip beurteilen sollen, überzeugt werden, daß dies ein besseres Prinzip ist und auch darauf hin geschult werden. Selbst wenn alle von MBO überzeugt sind, dauert es einige Zeit, bis es sich wirklich in der Praxis durchsetzt, da alte Gewohnheiten nicht von heute auf morgen zu ändern sind und dies auch kein einfacher Prozeß ist. Dennoch muß darauf hingewiesen werden, daß sich eine Anstrengung in diese Richtung auf jeden Fall lohnt, auch wenn keine Telearbeit ins Auge gefaßt wird. Aus diesem Grunde versuchen viele Firmen ohnehin, ihre leitenden Angestellten nach diesem Prinzip handeln zu lassen, was sich mit der Zeit immer weiter verbreiten wird, sodaß dieser nachteilige Umstellungsvorgang wahrscheinlich in naher Zukunft (außer in bestimmten Bereichen) nicht mehr notwendig sein wird.
Da naturgemäß auch für die Arbeitnehmer Nachteile durch die Einführung von Telearbeit eintreten können, kann es dazu kommen, daß Mitarbeiter es ablehnen, Telearbeit durchzuführen. Dies ging schließlich soweit, daß in Deutschland 1983 die IG Metall ein gesetzliches Verbot der Telearbeit forderte [GLAS95]. Dies wurde dadurch begründet, daß dadurch Arbeitnehmer ausgebeutet werden könnten, wie es in der Frühzeit der Industrialisierung oft geschah. Inzwischen jedoch hat man eingesehen, daß die Telearbeit sich nicht mehr aufhalten läßt und besonders für Arbeitnehmer interessant sein kann, wenn gewisse Grundvoraussetzungen gegeben sind. Daher setzt sich die Gewerkschaft heute hauptsächlich dafür ein, Telearbeit durch Gesetze nach Möglichkeit in sozial verträgliche bzw. verträglichere Formen zu bringen. Da die Telearbeit in Europa großteils noch wenig verbreitet ist, gab es bisher auch noch keine Probleme damit, daß Mitarbeiter diese verweigert hätten, denn der geringe Prozentsatz, der für Telearbeit vorgesehen wurde, konnte immer problemlos mit Freiwilligen abgedeckt werden. Grundsätzlich ist zu sagen, daß es im Fall der Tele-Heimarbeit unmöglich für einen Betrieb ist, diese von einem Mitarbeiter ohne dessen Einverständnis zu verlangen. Da aber aufgrund der einfacheren Einführung oft Telearbeit hauptsächlich für neu einzustellende Beschäftigte vorgesehen wird, könnte dies höchstens zu einem geringeren Arbeitskräftepotential führen. Aufgrund der derzeitigen Arbeitsmarktsituation und da Telearbeit meistens als Privileg und Vergünstigung gesehen wird, trifft dieser Nachteil nur in sehr seltenen Fällen ein. Trotzdem sollte bei der Einführung von Telearbeit darauf geachtet werden, die Betroffenen möglichst früh einzubinden und zu informieren, sodaß gar keine Widerstände entstehen.
Allgemein muß in der Umstellungsphase mit Problemen gerechnet werden, da Mitarbeiter gewisse Unterlagen in der Firma oder am Telearbeitsplatz vergessen haben, andere Mitarbeiter Hemmungen besitzen, Telearbeiter zu Hause anzurufen, oder es Computer- oder Kommunikationsprobleme gibt. Aufgrund dieser Anlaufprobleme, die höchstens minimiert, aber sicher nie komplett ausgeschaltet werden können, ist es notwendig, Telearbeit erst nach einer gewissen Zeitspanne zu evaluieren, wenn die Startphase vorbei ist. Das ist allerdings bei jedweder Umstellung in einem Betrieb notwendig und sollte daher nicht überbewertet werden, da bei ordentlicher Vorbereitung aller Mitarbeiter und des Managements sich keine großen Probleme ergeben sollten, sondern nur mehr oder weniger kleine Irritationen. Trotzdem ist bei der Telearbeit der vorbereitenden Schulung und Aufklärung, insbesondere der Manager von Telearbeitern, ein hohes Gewicht beizumessen [SVTC].
Vor der Einführung von Telearbeit wird insbesondere von den Managern der Telearbeiter oft die Befürchtung geäußert, daß der nunmehrige entfernte Arbeitsort einen starken zusätzlichen Organisationsaufwand bedeutet, doch hat sich in Umfragen gezeigt, daß dies dann nicht oder nur in sehr viel kleinerem Umfang als befürchtet eingetreten ist [GLAS95]. Wird die Organisation und technische Durchführung von Anfang an ordentlich geplant, so ergibt sich anschließend nur mehr ein sehr geringer dauernder Zusatzaufwand. Das größte Problem ist, daß Mitarbeiter nicht wissen, wo sich ein anderer Mitarbeiter gerade aufhält: am normalen Arbeitsplatz in der Zentrale oder am Telearbeitsplatz, doch läßt sich dies heute ohne größere Probleme (z. B. mit einheitlicher Telefonnummer oder Anrufumleitung) lösen. Eine weitere Organisationsvereinfachung ist es, bei alternierender Telearbeit den Bürotag aller Telearbeiter auf den selben Tag zu legen, sodaß einfach und klar ist, wann Besprechungen abgehalten werden können oder diese Mitarbeiter in der Firma anzutreffen sind. Dies macht allerdings wieder das Problem der Schreibtische aktuell, die dann weiterhin für alle vorhanden sein müssen. Deshalb ist es wahrscheinlich sinnvoller, bei einer größeren Zahl von Telearbeitern den Zentrale-Tag über die ganze Woche zu verteilen, wobei aber immer einzelne Gruppen komplett versammelt sind. Im Hinblick auf Besprechungen ist kein höherer Organisationsaufwand anzusetzen, da bereits heute Besprechungen praktisch nie durch ein persönliches Treffen ausgehandelt werden, sondern über E-Mail oder Telefon, was bei Telearbeitern natürlich auch ohne weiteres möglich ist.
Da Telearbeiter naturgemäß weniger oft in der Zentrale sind als ihre Kollegen, die weiterhin zentraler Arbeit nachgehen, kann es dazu kommen, daß der Zusammenhalt von Gruppen und Teams geschädigt wird. Ein weiterer Grund ist, daß Telearbeit oft als Privileg betrachtet wird [GLAS95], wodurch sich Mitarbeiter, denen keine Telearbeit gewährt wurde, ihren telearbeitenden Kollegen gegenüber zurückgesetzt fühlen. Letzterem kann man nur durch Gespräche und Überzeugungsarbeit entgegenwirken, wobei es hilft, wenn von Anfang an betont wird, daß kein Anspruch auf Telearbeit besteht [GORDON]. Doch dem ersten Grund sind viele technische Abhilfsmöglichkeiten eröffnet. Um diesen Zusammenhalt zu stärken, müssen auch Telearbeiter weiterhin präsent sein, nur eben nun "telepräsent", was sich beispielsweise durch Video-Konferenzen für Rückfragen ermöglichen läßt. Eine kostengünstigere Variante ist das Telephon oder E-Mail. Ebenso ist hierzu die alternierende Telearbeit günstig, wo sich immer noch regelmäßig persönliche Kontaktpunkte zu den anderen Mitarbeitern auftun. Dies ist praktisch immer möglich, da es bei jeder Teamarbeit auch immer wieder einzelne Aufgaben gibt, die von den Teammitgliedern alleine erfüllt werden müssen [GORDON]. Allgemein läßt sich feststellen, daß der Aufwand für die Kommunikationstechnik um so höher sein sollte, je mehr die Teamarbeit gefordert wird, da nur dann der erforderliche Zusammenhalt gewährleistet sein kann und sich eine fruchtbare Zusammenarbeit der Mitglieder einstellen kann.
Dieser potentielle Nachteil hängt eng mit dem vorigen Abschnitt zusammen, da ein geringerer Informationsaustausch normalerweise nur dann zu befürchten ist, wenn der Gruppenzusammenhalt sich verschlechtert. Bei Telearbeit kann dieser Nachteil aber auch sogar in einen Vorteil umschlagen, da eine Information über E-Mail sehr einfach ist, während in der Zentrale normalerweise nur über Telefon kommuniziert wird und hier das Problem der öfteren Nicht-Erreichbarkeit manche Informationen von vornherein verhindert, da ein mehrfaches Anrufen und die dauernde Erinnerung daran mühsam ist [GODE92]. Dies hat zwar mit der Telearbeit selbst nicht direkt zu tun, da auch innerhalb der Zentrale mit E-Mail kommuniziert werden kann, doch setzt sich dies bei Telearbeitern viel einfacher und schneller durch. Bei einer entsprechenden Kommunikationsverbindung (Telefon und E-Mail schnell und komfortabel) kann also angenommen werden, daß dieser Nachteil nicht zur Geltung kommt.
Insbesondere bei qualifizierten Mitarbeitern kann die Telearbeit dazu führen, daß sie erkennen, daß ihre Anwesenheit in der Zentrale nicht unbedingt erforderlich ist. Daraus läßt sich für sie selbst schließen, daß vielleicht auch andere Firmen an ihrer Leistung interessiert sein könnten. In der Folge kann es daher dazu kommen, daß sich der Mitarbeiter selbständig macht und seine Dienste verschiedenen Firmen anbietet. Insbesondere kann schon der durch die Telearbeit sehr einfache Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber negative Folgen für Firmen haben, wenn Mitarbeiter während eines Projektes den Arbeitgeber wechseln, was zu Verzögerungen im Projekt und dadurch höheren Kosten führt. Es kann also insgesamt schwieriger werden, Mitarbeiter in der Firma zu halten, was allerdings nur für hochqualifizierte Mitarbeiter gilt [KUGE95]. Eine Relativierung erfährt dieser Nachteil allerdings dadurch, daß ein Trend in diese Richtung allgemein zu erkennen ist und durch die Telearbeit nur verstärkt wird. Aufgrund der derzeitigen Arbeitsmarktsituation ist ein problemloser jederzeitiger Arbeitgeberwechsel nur für sehr wenige Personen möglich.
Mit der zunehmenden Übertragung von wichtigen Daten über Telekommunikationsverbindungen wird es natürlich auch für die Firmen wichtig, diese Daten vermehrt zu schützen (Beibehaltung der Vertraulichkeit, "Privacy"), da auch die Angriffe darauf zunehmen werden. Dies erfolgt sowohl im Eigeninteresse der Firma (interne Produktions- oder Verwaltungsdaten), als auch im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Datenschutzes personenbezogener Daten (Mitarbeiter- oder Kundendaten). Analog dazu ist auch die Datensicherung (Sicherung gegen Verlust, "Security") bei vielen verteilten Lagerungsstellen viel schwieriger als an einem zentralen Ort [HEIL84]. Im folgenden sollen diese zwei Gesichtspunkte getrennt noch näher untersucht werden.
Besteht eine Telekommunikationsverbindung zwischen dem Telearbeitsplatz und der Zentrale, so ist bei kleineren Datenmengen die Möglichkeit gegeben, direkt über die Verbindung mit den Daten in der Zentrale zu arbeiten, doch bedingt dies hohe Kosten aufgrund der dauernd nötigen Verbindung. Dies ist jedoch die beste Lösung des Sicherheitsproblems, da sich keine Verschlechterung der Sicherheit der Daten ergibt. Es muß allerdings darauf geachtet werden, daß es bei einer Telekommunikationsverbindung viel öfter zu Störungen oder Unterbrechungen kommt, als bei einer Gebäude-internen Verkabelung (Sicherung der Integrität der Daten [HEIL84]). Ist ein direktes Arbeiten auf den zentralen Daten nicht möglich oder erwünscht, sollten die Daten in möglichst kurzen Abständen (täglich mit Dateitransfer, wöchentlich bei einem Besuch in der Zentrale) übermittelt werden. Der Vorteil der Datenhaltung in der Zentrale liegt darin, daß ein zentraler Bereich leichter gesichert werden kann (Gesicherte Räume, Bewachung, Zutrittskontrolle, ...) als viele einzelne. Weiters können dort teure Archivierungsgeräte verwendet werden, deren Einsatz an einem Telearbeitsplatz zu teuer wäre. Einfache und kostengünstige Hilfsmittel zur Erhöhung der Datensicherheit an Telearbeitsplätzen sind beispielsweise: Festplattenspiegelung, Sicherheitskopien in einem anderen Raum und eben regelmäßige Sicherung in der Zentrale. Allgemein ist also an Telearbeitsplätzen ein erhöhtes Risiko in Bezug auf den Datenverlust festzustellen. Die Gefahren liegen im Bereich von Viren, Hardware-Defekten, Fehlbedienungen und absichtlicher Zerstörung bzw. Diebstahl durch Dritte. Dies Risiken stellen jedoch für einen Betrieb ein eher geringes Risiko dar, da höchstens die Arbeit einer Person in einer Woche verlorengeht und viele dieser Gefahren auch im Betrieb vorliegen. Da ein Verlust allerdings nur selten zu erwarten ist und bei den meisten Fällen (ausgenommen Diebstahl der Speichermedien) niemand anderer von den Daten profitieren kann, hält sich der Verlust in Grenzen.
Bei Telearbeit kann der Datenschutz in zwei Hauptbereiche eingeteilt werden: der Schutz der Daten am Telearbeitsplatz und der Schutz der Daten auf dem Telekommunikationsweg.
Nach [GORDON] ergibt sich in den meisten Fällen kein zusätzliches Risiko, da auch in der Zentrale die Mitarbeiter jederzeit ohne Kontrolle von Aktentaschen den Betrieb verlassen können. Dadurch wäre auch in der Zentrale jederzeitiger Datendiebstahl möglich. Um externen Zugriff zu verhindern wird empfohlen, die "richtigen" Mitarbeiter für Telearbeit auszuwählen, diese zu schulen und ihnen versperrbare Aktenschränke an ihren Telearbeitsplatz zu stellen. Beschränkt man sich hingegen auf "betriebsfremde" Personen, so muß in fast allen Fällen von einem erhöhten Risiko ausgegangen werden, da Firmengebäude üblicherweise besser gesichert sind als normale Wohnungen. Da ein Datendiebstahl vom Telearbeitsplatz jedoch (außer bei Fahrlässigkeit des Telearbeiters) nur durch physische Gewalt und kaum unbemerkt erfolgen kann, ist in diesem Fall das Risiko eher als gering anzusehen, da derart wertvolle Daten, die einem solchen Angriff ausgesetzt sind, bei einem vorsichtigen Unternehmen nicht an Telearbeitsplätze übertragen werden.
Die größte Gefahr im Hinblick auf den Datenschutz geht bei der Telearbeit von der Kommunikationsverbindung zwischen Telearbeitsplatz und zentraler Arbeitsstätte aus. Die hauptsächlichen Gefahren bei der Datenübertragung auf Kommunikationsverbindungen sind [PFAF96]:
Diese Gefahren werden nun speziell im Zusammenhang mit Telearbeit einzeln genauer untersucht. Es werden auch Möglichkeiten angegeben, diese Attacken zu verhindern:
Da sich nur posteigene Computer/Geräte auf dem Weg der Daten vom Telearbeitsplatz zur Zentrale befinden, ist ein Abhören auf elektronischem Wege nur durch Eindringen in Postcomputer oder Manipulation in Vermittlungsstellen möglich. Auf sehr einfache Weise ist hingegen das Abhören durch Anschluß an die Kabel möglich, da diese in der Nähe des Telefons meist oberirdisch verlegt sind. Zusätzlich ist auch noch ein Zugriff auf eher schwach gesicherte Verteilerkästen möglich. Auf diese Weise kann mit einfachsten technischen Möglichkeiten praktisch jede Kommunikationsverbindung abgehört werden, wobei nur bei Fehlern der Täter eine Möglichkeit für die Erkennung besteht. Es muß also davon ausgegangen werden, daß alle Datenübertragungen potentiell von allen interessierten Personen mitverfolgt werden können. Die einzige Möglichkeit zur Verhinderung eines Gewinns aus dem Abhören ist daher eine Verschlüsselung der Daten, wodurch eine sehr hohe Sicherheit möglich ist.
Die gezielte Veränderung der Datenübertragung ist nur sehr schwer möglich, da dazu zuerst die Nachricht abgefangen und anschließend verändert weitergeleitet werden müßte. Zu diesem Zweck wären Manipulationen in den Vermittlungseinrichtungen der Post notwendig, was nicht ohne weiteres zu erzielen ist. Durch die Verschlüsselung eines repräsentativen Teils der Nachricht (z. B. durch eine Hashfunktion) kann eine Sicherung der Integrität der Nachricht erreicht werden. Dies bedingt allerdings kleine Abstriche in Geschwindigkeit und Volumen der Übertragung.
Eine Störung oder Unterbrechung der Kommunikation zwischen Telearbeitsplatz und Zentrale ist jederzeit problemlos möglich. Angriffspunkte hierfür sind vor allem die im letzten Leitungsabschnitt meist oberirdisch verlegten Leitungen. Da solche Störungen jedoch sofort festgestellt werden und von der Post auch leicht zu orten sind, stellt eine Unterbrechung der Kommunikation nur einen kurzfristigen Störzustand dar, der nur in den wenigsten Fällen eine schwerwiegende Behinderung darstellt.
Bei der Angriffsart Maskerade ist es erstens notwendig, sich physikalisch in die Verbindung einzuschalten, was außerhalb der Wählämter wiederum nur durch Manipulationen an den Kabeln möglich ist. Zusätzlich muß noch die genaue Art des Datenverkehrs bekannt sein, was genaue Informationen oder eine erfolgreiche Abhörung bisherigen Datenverkehrs voraussetzt. Diese Attacke kann in Beziehung auf die Rechner jedoch leicht mit Software ausgeschaltet werden, indem eine (beiderseitige) Authentifizierung erfolgt. Dies kann einerseits durch Kenn- und Paßwörter geschehen, andererseits auch durch kryptographische Methoden. Letztere bedeuten keinen hohen Aufwand und Zeitverlust, können automatisch bei jeder Verbindungsaufnahme durchgeführt werden und sind zusätzlich sehr viel sicherer als Paßwörter. Die größte Gefahr in dieser Hinsicht (jedoch eine arbeitsortunabhängige) stellt immer noch die Benutzeridentifizierung dar, die auch heute noch meistens über Paßwörter erfolgt, die nicht immer sicher ausgewählt und verwahrt werden. Es sind zwar auch andere Authentifizierungsmaßnahmen für Personen möglich (Magnetkarten, Fingerabdrücke, Stimmabdruck, Unterschrift, Gesichtserkennung), doch sind diese meist sehr kostspielig.
Gegen eine Wiederholung einzelner Teile oder ganzer Nachrichten kann eine Sicherung durch Mitschicken eines Zeitstempels erreicht werden. Um eine Sicherung gegen eine Veränderung dieser Markierung zu erreichen ist eine Verschlüsselung unbedingt notwendig. Wiederholungen stellen bei einer normalen Kommunikation nur eine sehr beschränkte Gefahr dar, da hierdurch nur selten Probleme entstehen können (außer in Verbindung mit Manipulation). Die größte Gefahr der Wiederholung liegt hingegen bei der Verwendung von kryptographischen Übertragungsmethoden, für die bestimmte Daten ausgetauscht werden müssen (Schlüssel, Authentifizierungsdaten, ....). Solche Schlüssel-Informationen sind also mit einem besonders hochwertigen und sicheren Verfahren zu verschlüsseln, falls eine Übertragung erforderlich ist (Neue Schlüssel können beispielsweise auch bei persönlicher Anwesenheit ausgetauscht werden, wodurch keine Übertragung über eine Telekommunikationsverbindungen erfolgt).
Das Abstreiten des Erhalts einer Nachricht kann in Verbindung mit der Authentifizierung durch obligatorische Bestätigungen verhindert werden. Nach erfolgter Identifizierung des Kommunikationspartners ist hier keine Verschlüsselung mehr notwendig. Am deutlichsten stellt sich dieses Problem auch bei zentraler Arbeit bei der Bestätigung des Empfangs von E-Mail, da durch obige Maßnahme nur eine Bestätigung des Empfangs durch den Computer erreicht werden kann. Eine Bestätigung des Lesens durch den Benutzer erfordert zusätzliche Maßnahmen (Bestätigung bei Anzeige durch das Mail-Programm), die nicht erzwungen werden können.
In Anbetracht der obigen Ausführungen muß also gesagt werden, daß ein Telearbeitsplatz ein erhebliches Risiko für den Datenschutz darstellt, wobei die größte Gefahr vom Abhören der Kommunikationswege ausgeht. Glücklicherweise kann den meisten Gefahren durch (relativ kostengünstige) softwaretechnischen Maßnahmen begegnet werden, wobei der Hauptfaktor auf dem Einsatz von Verschlüsselungstechnologie liegt. Die bekanntesten Vertreter der Verschlüsselungsverfahren sind DES (Data Encryption Standard, symmetrisches Verfahren, geheime Schlüssel) und RSA (Rivest Shamir Adleman, asymmetrisches Verfahren, öffentlicher Schlüssel), deren erreichbare Verschlüsselungsgeschwindigkeit sich ungefähr wie folgt verhält [PFAF96]:
Tabelle 3: Verschlüsselungsgeschwindigkeitsvergleich
Datenrate bei DES und RSA | Sparc Workstation/ 120 MHz Pentium1 |
Komerziell erhältliche Chips |
DES (CBC-Modus) | 1 - 10 Mbit/s | 20 - 200 Mbit/s |
RSA (512 Bit Schlüssellänge) | 1 - 10 kbit/s | 10 - 100 kbit/s |
1 Nur bei ausschließlicher Chiffrierung (und
keiner anderen) Tätigkeit erreichbar. Bei Verschlüsselung im
Hintergrund ist etwa ein Zehntel dieser Rate möglich.
Wird für die Kommunikation beispielsweise eine
ISDN-Verbindung (64 kbit/s) verwendet, so ist eine
Online-Verschlüsselung zwar mit DES möglich, aber nicht mit
RSA. Für kurze Übertragungen (Authentifizierung,
Integritätsprüfung, Schlüsselwechsel, ...) kann daher RSA
verwendet werden, doch für den großen Hauptteil der Daten kann
aufgrund dieses Vergleichs nur DES empfohlen werden. Weitere
Möglichkeiten sind der Rückruf an eine bestimmte Nummer oder
Standleitungen, sodaß keine anderen Computer eine Wählleitung
aufbauen können. Es muß allerdings davor gewarnt werden, durch
den Ankauf eines Verschlüsselungspaketes eine (in Hinblick auf
Datenschutz) sichere Telearbeit zu erwarten, denn dafür sind
zusätzliche Maßnahmen und ein richtiger Einsatz der
Kryptographie notwendig.
Bei Siemens Deutschland wird beispielsweise eine Kombination
von Paßwörtern, verschlüsselter Übertragung und Virenschutz
verwendet, wobei man mit dem erreichten Sicherheits- und
Vertraulichkeitsgrad nicht zufrieden ist, sondern weitere
Maßnahmen (insbesondere Chipkarten) überlegt. Die Haftung des
Mitarbeiters ist auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit begrenzt,
doch zählen beispielsweise das Installieren von Raubkopien oder
Spielen bereits zu diesen Kategorien. [WILD96]
Ein Problem bei der Verwendung von Verschlüsselungs-Algorithmen ist, daß die meisten davon in den USA entwickelt wurden und dort dem Waffen-Export-Kontroll-Gesetz unterliegen und nicht oder nur mit verkürzter Schlüssellänge ausgeführt werden dürfen. Eine Ausfuhr aus Amerika ist daher strafbar, eine Einfuhr in Europa jedoch nicht, da Verschlüsselungs-Algorithmen in Europa nicht patentierbar sind. [FOKS96]
Neben den Arbeitnehmern und Arbeitgebern darf aber auch nicht die Allgemeinheit vergessen werden, denn auch die Volkswirtschaft kann von der Telearbeit profitieren. Insbesondere für Arbeitnehmer allgemein treten Vorteile auf, aber auch für den in den letzten Jahren immer wichtiger werdenden Umweltschutz können mit der Telearbeit Vorteile verbunden sein.
Durch die Einführung von Telearbeit kommt es zu einer Verbreiterung des Angebots an verschiedenen Arbeitsformen, was eine größere Auswahl für die Arbeitnehmer bedeutet [DATE]. Ein vielfältiges Arbeitsangebot führt dazu, daß es für Firmen leichter wird, offene Stellen zu besetzen, auch wenn diese durch andere Faktoren (Wochenend- oder Nachtarbeit) unattraktiv sind. Ebenso führt ein großes Angebotsspektrum zu einer zufriedeneren Bevölkerung, was aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wünschenswert ist. Mit staatlicher Hilfe durch Förderung von Telezentren können in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit so Arbeitsplätze entstehen, obwohl dort keine Firmen ansässig sind [MTA].
Durch die Telearbeit wird der bisherigen Konzentration der Arbeitsplätze auf den städtischen Raum entgegengewirkt, wodurch die Landflucht zumindest gebremst werden kann, wenn in ländlichen Gebieten Telearbeitsplätze in ausreichender Anzahl vorhanden sind. Auch strukturschwache Regionen können dadurch positive Impulse erhalten ([HOST96], [WILD96]; "Beitrag zu einem regional ausgeglichenen Arbeitsmarkt"; [LEHN96]: "Chancen für regionale Entwicklung"; [CORD96]: "distant regions, isolated communities and developing countries"). Es wird dadurch beispielsweise für Nebenerwerbslandwirte einfacher, einen Beruf und die Landwirtschaft zu verbinden. Ein Versuch in dieser Richtung, der allerdings noch nicht unbedingt Telearbeit darstellt, sind die "Telehäuser", von denen in Österreich bereits einige entstanden [LANN93]. Auch im Hinblick auf lokale Probleme ist eine solche Dezentralisation wünschenswert. Hierbei muß man nicht gleich an Katastrophen denken, es genügt auch schon ein starker Schneefall, der jedes Jahr zu mehrstündigen Verspätungen im öffentlichen und individuellen Verkehr führt, weshalb dann Pendler ihre Arbeitsplätze nicht rechtzeitig erreichen können. Die lokale Volkswirtschaft gerät daher nicht sofort in Schwierigkeiten, wenn Probleme auftreten.
Durch die stärkere Nutzung der Tatsache, daß bei Telearbeit Daten anstatt Personen transportiert werden, kommt es zu einer besseren Ausnutzung der Infrastruktur (im besonderen von Glasfaserkabeln), wodurch sich die Telekommunikationspreise senken lassen. Dies ermöglicht es in der Folge, daß bessere und schnellere Kommunikationswege geschaffen werden, da durch den höheren Ertrag mehr Geld für Investitionen zur Verfügung steht. Es kommt in der Folge zu einem sich selbst verstärkenden Trend, der auch die Telearbeit mit hohen Übertragungsraten in entlegenen Gegenden ermöglicht. Der Nebeneffekt dieser Leistungssteigerung ist natürlich, daß bessere Kommunikationsmittel (wie etwa das Bildtelefon) damit für breite Bevölkerungsschichten zugänglich werden.
Für die Volkswirtschaft ist in Hinblick auf den Umweltschutz die Verringerung des Pendlerverkehrs aufgrund der Telearbeit der wesentlichste Vorteil [SOLI96], [DATE], [MARYLAND]. Durch die Verlagerung der Arbeit von zentralen Orten an Plätze, die dem Wohnort des Arbeitnehmers näher liegen, wird erreicht, daß der Pendelverkehr abnimmt [EURO95a]. Dies ist auch dann der Fall, wenn, wie etwa bei Telezentren oder Nachbarschaftsbüros, trotz allem noch eine "Anreise" zum Arbeitsplatz notwendig ist. Da jedoch die örtliche Lage dieser Einrichtungen nach den Mitarbeiter-Wohnorten ausgerichtet ist, kann mit einem recht kurzen Weg gerechnet werden, sodaß sich der Pendelverkehr auf Fußwege und insbesondere das Fahrrad verlagert. Selbst wenn trotz alledem (vielleicht auch notwendigerweise) die Anfahrt per Auto erfolgt, so ist diese jedenfalls kürzer und, was noch zusätzlich hinzukommt, Treibstoff sparender, da aufgrund der größeren Verteilung keine Verkehrsüberlastung und damit kein Stau zu erwarten ist, in denen viel Kraftstoff unnötig verbraucht wird [CORD96]. Insgesamt ergibt sich dadurch eine äußerst positive Auswirkung auf die Umwelt, da hierdurch jedenfalls wesentlich weniger Abgase entstehen. Dies war auch der Grund für den "Clean Air Act" aus 1990, der in Amerika eine 25%-ige Abnahme des Autoverkehrs zum Arbeitsplatz von Mitarbeitern vorschreibt, wozu die Betriebe verpflichtet sind. Dieses Ziel läßt sich hauptsächlich durch die Einführung von Telearbeit erreichen, was mit ein Grund für die weite Verbreitung von Telearbeit in Amerika ist [LANN96], [SVTC]. Da diese Forderung aber trotz großer Bemühungen nicht zu erreichen war, wurde im Dezember 1995 die Verpflichtung für die Betriebe in eine Empfehlung umgewandelt [GORDON]. Daß dieser Vorteil erzielt werden kann, ist allerdings nicht unbedingt zwangsläufig der Fall, da es auch die Meinung gibt, daß die Kilometerzahl, die durch das Wegfallen des Pendelns erspart wird, in der dadurch ersparten Zeit durch private Fahrten wieder aufgewogen wird [EURO95b]. Ebenso könnte das Auto, das früher zum Pendeln verwendet wurde, jetzt von anderen Familienmitgliedern verwendet werden, da es nun am Wohnort zur Verfügung steht und nicht mehr während der Arbeitszeit am Arbeitsort geparkt ist. Anhand von Untersuchungen bei Telearbeits-Modellen kann jedoch davon ausgegangen werden, daß zwischen 30 % und 50 % der Pendelfahrten pro Telearbeiter eingespart werden [GLAS95] (Teilnehmer der Studie arbeiteten 1-5 Tage / Woche von zu Hause aus). Nach einer Studie in [KUGE95] werden durch Telearbeiter 11 % der wöchentliche Fahrtstrecke eingespart ([LEHN96]: 30 % Reduktion der gefahrenen Kilometer in den Niederlanden). Ein Beispiel hierfür ist auch die Verringerung der notwendigen Fahrten von Studenten an ihre Universität um einen Tag pro Woche, was sich bei Feldversuchen als machbar erwies [WIRT94].
Alle in den vorigen Unterpunkten aufgeführten Vorteile für die Volkswirtschaft bedeuten letztendlich, daß die internationale Wettbewerbsfähigkeit steigt und auf diesem Wege hochqualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen ([WILD96]: Festigen des nationalen Standorts im Wettbewerb mit anderen Volkswirtschaften). Allein die Ankündigung einer Telearbeitsoffensive führt dazu, daß internationale Aufmerksamkeit erweckt wird und ein innovatives, fortschrittliches und zukunftsweisendes Bild Österreichs im Ausland gezeichnet wird, wodurch die Konkurrenzfähigkeit österreichischer Betriebe steigt. Die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch Telearbeit zeigt sich auch darin, daß die Qualität der Telekommunikationsinfrastruktur ein essentieller Standortfaktor geworden ist, wie folgende Tabelle aus einer Umfrage bei Entscheidungsträgern von über 500 europäischen Unternehmen erläutert [DATE]:
Tabelle 4: Standortfaktoren für Unternehmen
Standortfaktor | Höchste Priorität in % der Befragten |
Marktkommunikation (Zugang/Kundennähe) | 62 |
Überregionale Verkehrsverbindungen | 49 |
Qualität der Telekommunikation | 43 |
Mitarbeiterpotential | 39 |
Staatliche Rahmenbedingungen | 34 |
Mietkostenrelation von Gewerbeflächen | 23 |
Verfügbarkeit von Gewerbeflächen | 22 |
Nahverkehrsinfrastruktur | 22 |
Sprachen | 17 |
Umweltgüte | 11 |
Lebensqualität | 10 |
Ebenso wie bei Arbeitgebern und -nehmern gibt es aber auch für die Vokswirtschaft Nachteile, die nicht vernachlässigt werden dürfen, wenn kein falsches Bild entstehen soll. Die größten potentiellen Probleme betreffen auch hier wieder die Arbeitnehmer, sodaß bei diesen in volkswirtschaftlicher Hinsicht sowohl bei den Vor- als auch den Nachteilen der Schwerpunkt liegt.
Durch die weitere Verbreitung von Telearbeit kann es sowohl zu Arbeitsplatzgewinnen als auch zu Arbeitsplatzverlusten kommen [HOST96]. Wenn eine Firma einmal erkannt hat, wie einfach und reibungslos Telearbeit funktioniert, so steht ihr nichts im Wege, die Telearbeit in andere Länder mit niedrigeren Lohnniveau oder sonstigen Vorteilen zu verlagern [MTA]. Eine gewisse Barriere stellt natürlich oft die Sprache dar, doch besonders in armen Ländern werden viele Personen diese lernen, wenn anschließend Aussicht auf einen (für dortige Verhältnisse) gut bezahlten Telearbeits-Posten besteht. Dies ist insbesondere in den eher niedrig qualifizierten Tätigkeiten möglich, da Österreich kaum mit den Löhnen konkurrieren kann, sondern dies über andere Aspekte tun muß. Eine gewisse Absicherung ist (zumindest derzeit noch) dadurch gegeben, daß Telekommunikationsverbindungen über größere Entfernungen noch hohe Verzögerungen von bis zu 20 s bedeuten, was Online-Anwendungen zumindest stark behindert. Dennoch muß mit dieser Tendenz sicherlich gerechnet werden und durch Gesetze kann kaum eine Abhilfe geschaffen werden. Die einzige Möglichkeit besteht darin, durch überlegene Qualität und Ausbildung möglichst viele hochqualifizierte Arbeitsplätze im Land zu halten [MÜHL96].
"Telearbeit erschwert die Tätigkeit des Betriebsrates und gefährdet die gewerkschaftliche Organisationsfähigkeit. Dies kann zu einer Veränderung der Kräfteverhältnisse zugunsten der Arbeitgeber führen und hat Konsequenzen für die Kollektivvertragspolitik und die Einkommensentwicklung." [KOLM96a] Durch die starke Verteilung der Arbeitskräfte wird es für die Gewerkschaft schwieriger, ihre Mitglieder zu erreichen, da beispielsweise Betriebsversammlungen bei Telearbeitern nur mehr schwer möglich sind, es ergibt sich also eine Schwächung der kollektiven Interessensvertretung der Arbeitnehmer [MAMB96]. In der Musterbetriebsvereinbarung der GPA ist daher vorgesehen, daß der Betriebsrat das Recht hat, die elektronischen Kommunikationseinrichtungen zu benützen [GPA]. So wird es den Gewerkschaften ermöglicht, weiterhin Kontakt zu ihren Mitgliedern aufrechtzuerhalten, denn es wäre für sie finanziell unmöglich, selbst ein flächendeckendes eigenes Netz aufzubauen, um darüber die Arbeitnehmer zu erreichen. Ein weiteres Problem ist die Abdrängung von Angestellten in die Selbständigkeit. Da diese dann selbst Unternehmer sind, fallen sie nicht mehr in die Zuständigkeit der Gewerkschaft, auch wenn sie wirtschaftlich komplett von einem einzelnen Betrieb abhängig sind. In diesem Fall liegt es an den Gewerkschaften, sich dieser arbeitnehmerähnlichen Personen anzunehmen, sodaß auch deren Interessen vertreten werden. Dafür wird auch ein gesetzliches Recht gefordert [CORD96]. Es liegt also an den Gewerkschaften, sich auf veränderte Anforderungen bei der Telearbeit einzustellen [HOST96]. Allgemein ist daher zu empfehlen, bei der Einführung von Telearbeit frühzeitig Kontakt zur Gewerkschaft aufzunehmen und diese schon am Anfang einzubinden, um so eine spätere Ablehnung zu vermeiden [MÜHL96].
Ein mögliches (wenn auch höchst unwahrscheinliches) Szenario für die Weiterentwicklung der Gesellschaft ist, daß es zu starken sozialen Spannungen zwischen den Telearbeitern und dem Rest der Bevölkerung kommt, die entweder nicht telearbeiten darf (vom Betrieb aus) oder nicht kann (manuelle oder andere ortsgebundene Tätigkeit, mangelnde Ausbildung [HOST96]) ([EURO95a]: "Zwei-Klassen-Gesellschaft"). Den Telearbeitern ist es möglich, sich eine angenehme Wohnumgebung (bevorzugt im Grünen auf dem Land) auszusuchen und sich von dort nicht zu entfernen (da sie ja telearbeiten), während die anderen Personen an ihren Arbeitsort, meist Städte, gebunden sind. Weiters können Telearbeiter jederzeit ihren Wohnort wechseln, da die Infrastuktur überall vorhanden ist, während die restliche Bevölkerung dies nicht kann. Verstärkt könnte dies noch durch den Trend werden, nur Personen mit hoher Qualifikation (und damit gutbezahlter Arbeit) Telearbeit zu ermöglichen, während die schlecht bezahlten Tätigkeiten übrigbleiben. Es sollten daher Anstrengungen unternommen werden, Telearbeit auch für etwas geringer qualifizierte Arbeit einzusetzen, was in Amerika schon praktiziert [KUGE95], aber in Europa aus vielfältigen Gründen bisher viel weniger in Betracht gezogen wird, sodaß sich durch Telearbeit keine neuen Klassenschranken bilden. Ein Eintreten des obigen Szenarios kann allerdings überhaupt nur dann in Betracht gezogen werden, wenn es sehr viele Telearbeiter gibt, was in Österreich voraussichtlich noch einige Jahre auf sich warten lassen wird.
Der neuen Arbeitsstruktur bei der Telearbeit muß natürlich auch die Infrastruktur angepaßt werden. So sind für die Telearbeit anstatt Straßen zum Pendeln nun Telekommunikationsverbindungen für den Datentransfer nötig. Hier ergibt sich ein Problem, da die Straßen weiterhin vom Staat betreut werden, während die Telekommunikationsbranche aus dem Staat ausgegliedert wird (Privatisierung der Post) und eine neue Privatgesellschaft bildet. Es ist also anzunehmen, daß profitable Orte schnell mit leistungsfähigen Leitungen vernetzt werden, während manche entlegene Orte noch sehr lange darauf warten müssen, was dort die Telearbeit zumindest erschweren, wenn nicht unmöglich machen würde. Ein Lichtblick ist allerdings, daß der Sprachkommunikationssektor der Post der einzige mit einer positiven Bilanz ist, wodurch Mittel für einen Ausbau zur Verfügung stehen würden. Die geplante Vergabe von ein oder zwei weiteren Telekommunikationslizenzen hingegen würde zu einer Konkurrenz der verschiedenen Anbieter führen, was Preis und Verfügbarkeit verschiedener Dienstleistungen verbessern würde.
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Letzte Änderung: 6.10.1997 (c) 1997 Michael V. Sonntag |